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Ein neues Zeitmodell am Gymnasium Dachsberg
In Schulen schleicht sich oft das Gefühl ein, dass für nichts mehr Zeit ist. 50-Minuten-Einheiten verführen zu einem „Abhakemodus“. Rasch aufeinanderfolgende, ganz unterschiedliche Gegenstände drängen sich gegenseitig in Vergessenheit. Ein neues Zeitmodell am Gymnasium Dachsberg bietet die Möglichkeit, durch längere Einheiten eine intensivere und nachhaltigere Auseinandersetzung mit Inhalten zu ermöglichen.
Das Modell
Der Vormittag ist in drei 75-Minuten-Einheiten für den Regel-Unterricht eingeteilt. Dazwischen gibt es 45-minütige FLEX-Zeiten. Ca. 15 bis 20 Prozent Prozent des Unterrichts fließen in die FLEX-Zeit. Für diese Zeiten können SchülerInnen wählen, woran sie arbeiten. Sie melden sich über eine Internet-Plattform zur FLEX-Zeit bei den LehrerInnen nach ihrer Wahl an. Je nach Jahrgang ist bis zu dreimal eine FLEX-Zeit auch für Regel-Unterricht (z.B. 3-Stunden-Fächer) verplant. LehrerInnen können in den FLEX-Zeiten auch Kurse anbieten oder sie stehen für Fragen zur Verfügung. Der Klassenverband wird in dieser Zeit aufgelöst. Die SchülerInnen gehen zu den LehrerInnen in die Unterrichtsräume, um dort zu arbeiten oder sich nicht verstandenen Lehrstoff erklären zu lassen.
Das Modell kommt den unterschiedlichen Lerngeschwindigkeiten entgegen, jeder entscheidet selbstbestimmt und eigenverantwortlich, was für sie oder ihn wichtig ist.
Grundprinzip 1: Vertiefen statt „Drüberwischen“
75 Minuten ermöglichen lernpsychologisch günstige Arbeitseinheiten, sodass inhaltlich mit geringerem Zeitdruck in die Tiefe gegangen werden kann. Vertiefen meint, Hintergründe zu durchdenken, Vernetzungen zu erkennen, Wissen anzuwenden und dieses Erlernte auch zu reflektieren, um vom Auswendiglernen zum Verstehen zu kommen.
Grundprinzip 2: Freiheit leben
In der FLEX-Zeit entscheiden SchülerInnen, zu welchen LehrerInnen sie gehen möchten, woran und mit wem gearbeitet wird oder welche Arbeitsaufträge erledigt werden. Freiheit bedeutet, eigenständig Entscheidungen zu treffen, was mit der FLEX-Zeit getan und geübt wird.
Grundprinzip 3: Verantwortung übernehmen – Verantwortung lernen
In den Fächern, für die einzelne SchülerInnen mehr Zeit brauchen, kann länger gearbeitet werden. SchülerInnen lernen so, rechtzeitig zu erkennen, wofür sie lernen müssen, wo ihre Stärken liegen und in welchen Bereichen Nachholbedarf gegeben ist. Im eigenen FLEX-Planer wird jede FLEX-Zeit dokumentiert. Die SchülerInnen müssen sich zu jeder FLEX-Zeit zumindest einen Tag vorher anmelden. Ab Freitag 15:00 Uhr können sich die SchülerInnen für die gesamte kommende Woche anmelden.
Grundprinzip 4: Selbstständigkeit und Selbstreflexion stärken
Zwischen 15 und 20 Prozent des Unterrichts können sich die SchülerInnen frei einteilen. Diese Selbstständigkeit verlangt Selbstreflexion. Um das individuell richtige zeitliche Maß für die einzelnen Gegenstände zu finden, erfolgt alle zehn Wochen eine Selbsteinschätzung im FLEX-Kalender. Die Selbstständigkeit verlangt auch, bei Fragen und Problemen zu den LehrerInnen zu gehen oder MitschülerInnen zu fragen. Jeden Freitag besprechen die KlassenvorständInnen in der FLEX-Zeit mit den SchülerInnen gemeinsam die Dokumentation im Flex-Kalender.
Grundprinzip 5: Zusammenarbeit fördern
Schule ist kein einsamer Lernort. In der FLEX-Zeit können die SchülerInnen mit ihren MitschülerInnen lernen, sich Nichtverstandenes erklären lassen oder anderen SchülerInnen helfen. Junge selbstbestimmte Menschen, die eigenverantwortlich agieren, werden durch dieses Modell in ihrer Entwicklung unterstützt. Ein möglicher Weg, der es Wert ist, ausprobiert zu werden!
Die Arbeitszeit der Lehrer bleibt bei diesem Modell natürlich gleich und wird weder erhöht noch verkürzt. Dafür bedarf es allerdings eines ausgeklügelten Systems der Planung und Mitprotokollierung.
Nähere Informationen finden Sie auf der Website Gymnasiums Dachsberg.