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Get Your Teacher auf Kärntnerisch
Gespräch mit HR Mag. Mario CAS, Leiter des Referats für Neuanstellungen und Weiterbestellungen sowie Besoldung im Landesschulrat für Kärnten, zum neuen Auswahlprozess von Lehrkräften.
ZAFOSCHNIG: „Herr Mag. Cas, Sie haben gerade in einer Veranstaltung an der Pädagogischen Hochschule Kärnten die Direktor/innen der höheren Schulen in Kärnten darüber informiert, wie Stellenbesetzungen in Zukunft aussehen werden und welchen Mehrwert dabei die Online-Plattform „Get your teacher“ für die Schulleitungen bietet. Was sind für Sie rückblickend die wertvollsten Erkenntnisse aus dieser Präsentation ?“
CAS: „Dazu muss man einleitend erklären, dass alle Pädagogischen Hochschulen in Österreich vom BMBWF beauftragt wurden, in Zusammenarbeit mit den Landesschulräten verpflichtende Fortbildungsveranstaltungen für das neue Lehrkräfteauswahlverfahren für Schulleiter/innen an AHS und BHS zu organisieren. Dabei sollten folgende Inhalte berücksichtigt werden: Die Aufgaben und Verantwortungen von Schulleitungen im Auswahlprozess, die anforderungsbezogenen Formulierungen von Bedarfsmeldungen, das Führen von strukturieren Bewerbungsgesprächen, die Auswertung von solchen Bewerbungsgesprächen, sowie die Zusammenführung und die Bewertung dieser Gespräche.
Außerdem sollte eine technische Schulung durchgeführt werden, in der sich die Schulleiter/innen intensiv mit der Software und der Online-Plattform „GetYourTeacher“ auseinandersetzen sollten.
Für uns im Landesschulrat für Kärnten ist der nunmehr elektronisch gesteuerte Auswahlprozess für Lehrkräfte aber grundsätzlich nichts Neues, denn die Software „GetYourTeacher“ gibt es ja bereits seit Jahren. Allerdings war die Anwendung dieser Software für uns bei den Stellenbesetzungen wegen der ursprünglich gepflegten Ausschreibungsmodalitäten nicht zur Gänze brauchbar.“
ZAFOSCHNIG: „Das bewährte Procedere der Lehrkräfteauswahl wurde in Kärnten ja auch über den „Personalbeirat“ mit gesteuert. Sie, Herr Mag. Cas, haben dieses System ja in den vergangenen Jahren mitgestaltet und stets erfolgreich Stellenbesetzungen durchgeführt – trauern Sie diesem System nach oder freuen sie sich auf das neue Verfahren, das den Direktor/innen mehr Mitsprache bei gezielten Besetzungen einräumt?“
CAS: „In Kärnten war die Ausgangslage für Lehrer/innenbesetzungen vor Einführung des neuen Auswahlprozesses für Lehrkräfte immer etwas anders als im restlichen Österreich. Jede Lehrer/innenstelle wurde gesondert ausgeschrieben. Das bedeutet, dass z.B. an einer HLW 20 Stunden Deutsch ausgeschrieben wurden und die Bewerber/innen sich explizit für diese Schule beworben haben. Im Gegensatz dazu haben andere Landesschulräte etwa die Gesamtstunden für den Landesschulratsbereich im Unterrichtsgegenstand Deutsch ausgeschrieben, woraufhin die Schulen auf diese Bewerber/innen zugreifen konnten.
Obwohl unsere Kärntner Variante ja eine ausdrückliche Mehrarbeit für das Referat bedeutete, konnte der Lehrer/innenbedarf dadurch aber präzise gedeckt werden. Aus dem regulären Arbeitsalltag im Referat kann dazu festgestellt werden, dass in Kärnten in jedem Schuljahr zirka 1600 Personalentscheidungen getroffen werden, wobei sich diese auf die Bereiche Weiterbestellungen, Dienstzuteilungen, Versetzungen, Mitverwendungen und Neubestellungen verteilen.
Dabei ist es wichtig anzumerken, dass weniger als 10 % dieser Personalentscheidungen auf Neubestellungen entfallen. Dieser Prozentanteil wird auch in Zukunft gleich bleiben oder sich nur wenig ändern.
Nachvollziehbare Begründungen für Auswahl gewährleisten höchstmögliche Transparenz und Objektivität
ZAFOSCHNIG: „Bestätigt dieses neue Auswahlverfahren für das Lehrpersonal also Ihrer Meinung nach den erfolgreichen Kärntner Weg und wird es im gesamten Bundesgebiet von den Schulleiter/innen erfolgreich umgesetzt werden können?“
CAS: „Es freut uns schon, feststellen zu können, dass die neue Variante von „GetYourTeacher“ eigentlich auf die vom Landesschulrat für Kärnten schon lange erfolgreich angewandte Praxis angepasst wurde: Nun ist es nämlich verpflichtend, dass jede Stelle einzeln und standortbezogen ausgeschrieben wird, wobei dies auch in der neuen Online-Plattform abgebildet werden muss.
Trotzdem kann hier als Bonmot am Rande erwähnt werden, dass die bei der Informationsveranstaltung anwesenden Schulleiter/innen im Grunde mit dem bisher praktizierten System mehr als zufrieden waren und sich nunmehr auch von „GetYourTeacher“ erhoffen, dass diese optimale Form der Lehrkräfteauswahl nun auch elektronisch unterstützt wird und der Prozess noch weiter optimiert wird.
Allerdings ist eine neue Facette des Verfahrens, dass alle Schulleiter/innen gleich vorgehen werden müssen, weil es zuvor schulartenspezifisch und unterrichtsgegenstandspezifisch doch kleinere Unterschiede gegeben hat. Was für die Schulleiter/innen in diesem Zusammenhang nun sicherlich vermehrt zu beachten sein wird, ist die Tatsache, dass Begründungen für eine Auswahl nunmehr besser argumentiert und nachvollziehbarer gestaltet werden müssen, weil sie ja im System sichtbar sind.
So werden eben auch höchstmögliche Transparenz und Objektivität gewahrt.
Dennoch sei hier ein Einwand erlaubt – nämlich was die Personalentscheidungen betrifft, die nicht eindeutig nachvollziehbar sind. Hier bleibt nach wie vor der Landesschulrat oder die Bildungsdirektion die letzte Instanz. Wenn also Schulleiter/innen Vorschläge bringen oder Entscheidungen treffen, die einerseits nicht nachvollziehbar sind oder andererseits den gesetzlichen Bestimmungen nicht entsprechen, oder wenn wichtige dienstliche Interessen der Dienstbehörde der Entscheidung der Schulleitung entgegenstehen, übernimmt eben die Behörde.
Neu dabei ist, dass diese Entscheidungen der Dienstbehörde gegenüber der Schule auch zu begründen sind. Dies sind erste Eindrücke und Erfahrungswerte aus dem neuen System, das in allen seinen Differenzierungen aber sicherlich noch genauer erörtert werden muss.“
ZAFOSCHNIG: „Herr Mag. Cas, ich danke für das interessante Gespräch mit Ihnen.“