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LehrerInnenauswahl durch SchulleiterInnen – Überforderung oder längst überfällige Maßnahme?
Am 07.01.2017 erschien im Standard ein Artikel über die Tücken der Lehrerauswahl durch DirektorInnen. Ex-Personalmanager Bernhard Görg warnte davor, dass nur die Bequemsten zum Zug kommen werden.
Zentrale Auswahlmotivation: Personalanforderungen vor Ort – „Komfortzonen“ nicht in Sicht
In Bezug auf die Personalauswahl, sind die SchulleiterInnen die ExpertInnen vor Ort und nicht die Personen am Landesschulrat oder Stadtschulrat. Ausschließlich die DirektorInnen kennen die spezifischen Personalanforderungen ihrer Schulstandorte und wissen um anstehende Veränderungen sowie notwendige Personalressourcen für den Schulentwicklungsgesamtprozess. So wird z.B. für den Ausbau im Bereich der Naturwissenschaften eine Physik-Lehrkraft dringend benötigt, die Erfahrung im Laborbetrieb hat. Die Einführung der digitalen Grundbildung erfordert einen entsprechenden Ersatz für die in den Ruhestand getretene Deutsch-Lehrkraft, idealerweise in einer Fächerkombination mit Geografie und Wirtschaftskunde aber ja nicht in Kombination mit Psychologie und Philosophie, da in diesem Bereich nur zwölf Stunden laut Schulstruktur vorhanden sind und sich diese Stunden bereits drei Lehrkräfte teilen müssen.
Wo ist hier die Schnittmenge mit der „persönlichen Komfortzone“? Sie ist für mich nicht vorhanden und kann somit auch nicht gestört werden. DirektorInnen mit Weitblick sind auf der Suche nach einer ausgewogenen und zum Schulstandort passenden Fächerkombination mit Fokus auf Zusatzqualifikationen, um die Attraktivität des Schulstandortes zu sichern bzw. zu steigern.
Die Eigenverantwortung bei der Personalauswahl wird nicht unmittelbar zu höherer Qualität führen – hier hat Bernhard Görg durchaus Recht. Das liegt einerseits vor allem darin begründet, dass die Lehrkräfte, die derzeit an den Schulen unterrichten nicht per se schlechte Lehrpersonen sind und sich die Anzahl der neu aufzunehmenden Lehrkräfte durchaus in Grenzen hält. Der Bedarf einzelner Schulen an neuen Lehrkräften ist derzeit nicht sehr hoch. Andererseits zeigt erst der Praxistest, ob das vorgelegte Stärkenportfolio hält was es versprochen hat!
Steigende Nachfrage: LehrerInnen – ein Beruf mit Zukunft
Ein Blick in die Zukunft zeigt größere Probleme im Bereich der Neuanstellungen. Durch die prognostizierte Pensionierungswelle werden in ein paar Jahren mehr neue Lehrkräfte benötigt als am Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen werden. Dann werden nicht alle SchulleiterInnen Lehrpersonen mit den gewünschten Fächerkombinationen erhalten können. Die Studienwahl richtet sich in den meisten Fällen nicht nach der zu erwartenden Nachfrage, sondern nach den persönlichen Vorlieben. Abgesehen davon, gibt es kein Datenmaterial darüber, wie viele Lehrpersonen mit welcher Fächerkombination an welchen Schulstandorten in den kommenden fünf bis sechs Jahren benötigt werden – etwas, das StudentInnen ja bereits vor der Studienwahl wissen müssten.
So manche SchulleiterInnen werden nicht aus dem Vollen schöpfen können. Sie werden froh sein, wenn sich zumindest eine Lehrperson mit der Lehrberechtigung für das ausgeschriebene Unterrichtsfach bewirbt, und somit der Fachunterricht auch von FachexpertInnen abgehalten werden kann.
Die Direktorinnen und Direktoren der österreichischen AHS wurden durch das BMBWF, die Pädagogischen Hochschulen und die Landesschulräte/Stadtschulrat für Wien entsprechend geschult und vorbereitet und verfügen so über die entsprechenden Kompetenzen, sich die für die eigene Schule benötigten Lehrkräfte selbst auszusuchen und somit auch die besten Lehrpersonen für die eigene Schule zu finden. Zeiten, in denen zu wenige LehrerInnen für Neuanstellungen zur Verfügung gestanden sind, hat das Schulsystem schon erlebt. Auch dies werden unsere SchulleiterInnen entsprechend meistern, zumal wir wissen, dass sich viele negative Prognosen am Ende des Tages als nicht ganz so schrecklich herausgestellt haben.