Mit dem Newsletter zur Schulautonomie informieren wir Sie regelmäßig über alle Neuerungen auf dem Blog sowie über spannende Themen rund um Schulautonomie und Bildungsreform.
LehrerInnenauswahl: Selbstverantwortung im Fokus
Im Mittelpunkt von Schule sollte stets das echte Leben stehen, nicht ein konstruiertes Modell. Denn bei allen notwendigen konstruktivistischen Ansätzen eines guten Lernumfeldes soll die Schule junge Menschen auf ihr eigenständiges und selbstbestimmtes, privates sowie berufliches Leben vorbereiten. Das kann in meinen Augen nur in einem Umfeld geschehen, das zumindest im Wesentlichen der realen Welt entspricht.
Vielfach haben sich aber in den letzten Jahrhunderten Schulwelten entwickelt, die ihre Konstruktion in vergangenen – inzwischen überholten – Lebensbildern verankert haben. Sie funktionieren gleich einer Kaserne: eine geschlossene und hierarchische Welt, die wenig mit dem Konzept von in Eigenständigkeit, Selbstverantwortung und Freiheit lebenden Menschen gemein hat. Solche Weltbilder werden nicht zuletzt von den jeweils an einem Ort handelnden Menschen, also in unserem Fall den zahlreichen PädagogInnen einer Schule, geprägt.
Von fremdbestimmter Zuteilung, selbstbestimmter Standortwahl und Motivation
Da stellen sich mir doch einige Fragen, was die konkreten Motive des sich an diesem Ort befindlichen LehrerInnenpersonals betrifft: Befinden sie sich auf Grund ihrer jeweiligen Talente und Kompetenzen an einem ganz bestimmten Schulstandort oder wurden sie einfach bürokratisch zugeordnet und hingeschickt? War nur die Zuweisung irgendeiner Behörde ausschlaggebend dafür? Und vor allem: Haben wir uns schon einmal Gedanken darüber gemacht, was so ein zugeteiltes Personal bei den SchülerInnen bewirken kann?
Unfreiwillig zugeteilte LehrerInnen erscheinen in einem von ihnen weder erwünschten noch ausgewähltem Berufsumfeld und arbeiten mit LeiterInnen und KollegInnen zusammen, die diese im schlechtesten Fall nicht haben wollten und niemals ausgewählt hätten. Es mag schon sein, dass wir in unserem Leben ab und zu in einem Arbeitsfeld landen und uns mit einer Aufgabe konfrontiert sehen, die wir selbst nicht so ausgewählt hätten. Aber wenn das gesamte Berufsleben so aussehen würde, dann wäre es für uns wohl kaum sinnerfüllend.
Autonome Personalauswahl: eine „win-win-win“-Situation
Die Personen im derzeitigen schulischen Umfeld befinden sich nur selten aus Eigeninitiative an einer bestimmten Schule. Meist wurden sie dort eingesetzt, weil eine Behörde sie gerade an der Hand hatte, weil sie auf einer Liste standen.
Die einzige Voraussetzung war bisher nur, dass eine Person ein Studium für die zu besetzenden Fächer absolviert hatte. Dies ändert sich nun grundlegend. Die Bildungsreform ermöglicht es LehrerInnen, sich gezielt an bestimmten Schulen zu bewerben. Gleichzeitig bringt sie den Schulleitungen Autonomie in der Personalauswahl. Damit können sich SchulleiterInnen – in Bundesschulen schon jetzt, in Pflichtschulen ab 2019 – selbst ein Bild von den BewerberInnen Lemachen und entscheiden, welche PädagogInnen fachlich und persönlich am besten zum eigenen Schulstandort passen.
Eine „win-win-win“-Situation: für die Schulleitungen, die das gewünschte Personal bekommen, für die LehrerInnen, die ihr Arbeitsumfeld selbst wählen können und nicht zuletzt für das Leben der Jugend.