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Schulpartnerschaft: Wie machen das eigentlich die Anderen?
In einer europaweiten Studie, dem Eurydice Report „Citizenship Education at School in Europe – 2017“ erhob die Europäische Kommission zum zweiten Mal nach 2012, Daten zur BürgerInnenerziehung in Europa. SchülerInnen in Europa sollen nicht nur im Unterricht staatsbürgerliche Erziehung erfahren, sondern auch im Zuge informellen Lernens. BürgerInnenerziehung ist wirksamer, wenn sie durch ein Schulumfeld unterstützt wird, dass den SchülerInnen die Möglichkeiten bietet, durch Aktionen reale Erfahrungen mit den Werten und Grundsätzen eines demokratischen Prozesses zu sammeln. Die Ergebnisse der Studie machen sichtbar, dass alle Länder Möglichkeiten eingeführt haben, um die SchülerInnenbeteiligung an der Schulverwaltung zu fördern, sei es in Form von KlassensprecherInnen, SchülerInnenräten oder einer SchülerInnenvertretung als Teil der Schulleitung.
Wie und wozu überhaupt BürgerInnenerziehung?
Eine lebendige Demokratie kann nur existieren und fortbestehen, sofern die BürgerInnen dieser Demokratie auch bereit sind, aktiv an dieser zu partizipieren. Der Eurydice-Report sieht folgende sechs Charakteristika als effektive Lehr- und Lernpraxis an:
- aktiv sein (learning by doing),
- interaktiv sein (Debatten und Diskussionen),
- Relevanz (Lebenswelt der Jugendlichen),
- kritisch sein (für sich selbst denken),
- kollaborativ sein (Zusammenarbeit),
- partizipativ sein (sich einbringen können).
Neben den Möglichkeiten im Unterricht sind die Erfahrung demokratischer Prozesse in der Schule, wie es in Österreich z.B. über den Schulgemeinschaftsausschuss erfolgt, eine der besten Möglichkeiten, die SchülerInnen zu aktivieren für Mitbeteiligung zu interessieren.
Wie steht es um die schulgemeinschaftliche Zusammenarbeit in Europa?
Die Eurydice Reports 2012 und 2017 gehen diesen Fragen nach und gewähren Einblick in die unterschiedlichen Modelle der SchülerInnen- und Elternbeteiligung. In Bezug auf die SchülerInnenbeteiligung in Europa stellt der aktuelle Bericht einen generell positiven Trend fest. Die aktuelle Studie zeigt, dass es in 39 von 42 europäischen Staaten eine SchülerInnenvertretung gibt. Selbst auf der Primarstufe ist der Trend steigend, wobei die Volksschule in fast allen europäischen Ländern länger als in Österreich dauert.
Die folgende Grafik aus der aktuellen Eurydice Studie gibt einen Überblick über die Länder und Schulstufen in welchen SchülerInnenräte seit 2017 tätig sind:
In den amtlichen Vorschriften und Empfehlungen sind vor allem drei Arten von Vorkehrungen verankert, durch die eine Mitwirkung der SchülerInnen an der Schuldemokratie erreicht werden soll:
- Wahl von KlassensprecherInnen und anschließende Ernennung eines Klassenrats;
- Wahl eines Schülergremiums;
- SchülerInnenvertretung im schulgemeinschaftlichen Gremium der Schule.
Die folgende Grafik zeigt die Aufgaben der SchülerInnenvertreterInnen in der Sekundaroberstufe in Europa aus der Studie von 2012:
Auch die Eltern wirken in allen Ländern Europas an der Schulgemeinschaft mit. Ihre Beteiligung kann unterschiedliche Formen annehmen. Wie aus der Abbildung hervorgeht, ist die Mitwirkung in den Schulverwaltungsgremien bei weitem die häufigste Methode des elterlichen Engagements in der schulischen Selbstverwaltung in Europa. Als Mitglieder der Schulverwaltungsgremien wirken die Eltern neben der Schulleitung, den LehrerInnen und – wenn dies nach den amtlichen Vorschriften zulässig ist – SchülervertreterInnen mit.
Neben diesen Feldern bietet der Eurydice Report zahlreiche weitere Praxisbespiele einzelner Staaten. Die Formen und der Grade der Mitbestimmung sind dabei so vielfältig wie Europa selbst und jedes System hat dabei ganz eigene Traditionen. Doch im Bereich der SchülerInnenbeteiligung scheint seit 2012 viel in Bewegung geraten zu sein. Und so soll es ja auch sein, denn Partizipation in einem demokratischen System heißt eben Veränderung und man darf zuversichtlich sein, dass die europäische Jugend auch in Zukunft in der Lage sein wird, ein demokratisches Europa friedlich und gemeinsam zu gestalten. Die Lust an Demokratie beginnt zumeist in den Schulen und dort tut sich was – überall in Europa.