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Eine Schule nebenbei leiten war gestern
Schulmanagement als Herausforderung – Plädoyer für ein neues Berufsverständnis
Das im Bildungsreformpaket festgeschriebene politische Ziel, Schulen mit mehr Autonomie auszustatten, stellt sämtliche Beteiligte auf allen Ebenen des Bildungssystems vor neue Herausforderungen. Bisher existierende bzw. geltende Sicherheiten in hierarchischen Organisationsmustern werden abgelöst von Unsicherheiten, die von den Akteuren – explizit von den Leiterinnen und Leitern – neue Handlungsmuster erfordern. Verstärkt wird diese Entwicklung von einer zunehmenden Heterogenität, Diversität und Komplexität innerhalb und außerhalb der jeweiligen Organisationen. Zentralistische Steuerungsmodelle in der Bildungsbürokratie gehören zunehmend der Vergangenheit an.
Dies hat zur Konsequenz, dass für die Leitung von Bildungseinrichtungen (Schulen oder Schulverbünden) ein neues Managementverständnis gefordert wird. Leitungsteams haben die pädagogischen, administrativen, organisatorischen, infrastrukturellen und betriebswirtschaftlichen Herausforderungen zu bewältigen. Neben der jeweiligen Fachkompetenz in den einzelnen Teilbereichen kommt der Kreativität als Voraussetzung für die Weiterentwicklung des Systems enorme Bedeutung zu. Es wird davon auszugehen sein, dass sich eine neue Führungskultur entwickelt, in der Schulleitungen die Aufgabe haben, „Landmarks“ (Initiativen, Narrative, Ideen, usw.) zu setzen, innerhalb derer sich Entwicklungsspielräume auftun. Dies bedeutet, dass auch die Verantwortung für das Gelingen/Misslingen der jeweiligen Entwicklungsschritte zunehmend den einzelnen Systemeinheiten zuzuordnen sein wird. Im Sinne Dirk Baeckers werden Schulleitungen nicht darum herumkommen, sich von einer „heroischen“ hin zu einer „postheroischen“ Führung zu entwickeln. Die sternförmige Kommunikation mit der Leitung als Mittelpunkt sollte abgelöst werden vom Verständnis der Schulleitung als „Stimulanz und Katalysator in einem prinzipiell unübersichtlichen Netzwerk“.
Die Auswirkungen einer derartigen Sichtweise auf das Selbstverständnis von Schulleitungen sind gravierend. Schulleiterinnen und Schulleiter sind nicht mehr zu definieren als Lehrpersonen mit zusätzlichen Aufgaben, sondern die Funktion der Schulleitung muss als eigenes Berufsbild etabliert werden. Eine Schule nebenbei leiten war gestern.
In konsequenter Weiterführung dieser Gedanken ist es daher notwendig, die Qualifizierungsmaßnahmen für Führungskräfte im Schulsystem inhaltlich neu zu strukturieren und zu organisieren. Durch die Beschlussfassung des Curriculums für den Hochschullehrgang „Schulen professionell führen“ ist der erste Schritt für eine Vorqualifizierung als Voraussetzung für eine Bewerbung als schulische Führungskraft gesetzt worden. Im Magazin der PH Oberösterreich „Führung“ werden die unterschiedlichsten Facetten des Führungshandelns aus schulischer und nichtschulischer Perspektive beleuchtet. Es kann und soll dabei helfen, das Berufsbild „Schulleitung“ in einer neuen Dimension zu verstehen.