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Wie machen das eigentlich die Anderen? – Schulcluster in Sachsen: Erfahrungen aus der Schulentwicklungsbegleitung
Nach einem Aufsatz von Rolf Koerber, der sich auf Berichte und Erfahrungen von Prozessmoderator/innen für Schulentwicklung in Sachsen stützt.
Welche Erfahrungen Prozessmoderator/innen für Schulentwicklung in Sachsen sammeln konnten und welche Erkenntnisse sie, vor allem für Schulclusterbildung daraus gewonnen haben, soll in diesem dritten und letzten Teil der Reihe „Schulcluster in Sachsen“ thematisiert werden.
Trotz erfolgreicher Schulfusionen, wie beispielsweise in Teil 2 beschrieben, gab es auch immer wieder Schwierigkeiten mit denen Prozessmoderator/innen zu kämpfen hatten. Wie Sie möglicherweise aus eigener Erfahrung wissen: Jede Schule ist anders – ja sogar einzigartig durch unzählige verschiedene Facetten, die einen Mikrokosmos Schule eben ausmachen. Daher ist klar: Es gibt kein Patentrezept, welches eine Prozessmoderation für all ihre Schulfusionen oder in Österreich Schulclusterbildung verwenden könnte. Daraus folgt, dass jede einzelne Schule in einem Fusions- oder Clusterprozess ganz eigene, individuelle Lösungsansätze und Instrumente in einem solchen Prozess braucht, auch wenn die Ausgangssituationen von Schulen ähnliche oder gar gleich sind. Die Beteiligung aller Betroffenen (von den Schulleitungen über die Lehrpersonen bis hin zu Schüler/innen und Eltern) und eine konsequente Prozessorientierung sind dabei zentrale Voraussetzungen für eine gelingende Organisationsentwicklung.
Für den Erfolg ausschlaggebend: Ein gutes, mit den Schulen abgestimmtes Design für das Vorgehen, hohe Transparenz und ausreichend Zeit und Raum für Begegnungen
Für Schulen sind solch tiefgreifende Veränderungsprozesse inkl. Betreuung durch Schulentwicklungsberater/innen sicher nichts Gewohntes. Sowohl die Notwendigkeit als auch der Umgang mit Beratung muss auch von Schulen zunächst erlernt werden. Zudem gilt es Erwartungshaltungen erst einmal abzuklären. Dabei gab es in Sachsen einerseits Kollegien, die dazu neigten, fertige Komplettlösungen von den Prozessmoderator/innen zu erwarten. Andererseits aber auch jene, die die externe Beratung, die letztlich zum System selbst gehört, kritisch betrachten und eine eher geringe Wertschätzung zu Beginn des Prozesses an den Tag legen. Ganz nach dem Motto: „Was nichts kostet, ist auch nichts.“ So groß die Bandbreite an Einstellungen zu Prozessmoderationen zu Beginn eines Beratungsprozesses ist, so groß können auch Unterschiede bei der jeweiligen Schulentwicklung an den einzelnen Standorten sein.
Für den Erfolg von Clusterbildungen ausschlaggebend war stets ein gutes, mit den Schulen abgestimmtes Design für das Vorgehen, ein hohes Maß an Transparenz und ausreichend Zeit und Raum für Begegnungen und die Arbeit der Beteiligten miteinander.
Koerbers Einschätzung nach sind diese Erfahrungen nichts Ungewöhnliches aber sie machen deutlich, dass die Beratung von Schulen alles andere als trivial ist. Trotz der Schwierigkeiten, die es immer wieder, gerade zu Beginn für Prozessmoderationen in Sachsen auf Grund des Fusionsdrucks gab, macht der Erfolg ihrer Beratungssysteme deutlich, dass die Schulen als lernende Organisationen in Sachsen auf einem guten Weg sind.
Prof. Dr. Rolf Koerber ist Verantwortlich für die Lehrpersonenausbildung im Fach „Wirtschaft-Technik-Hauswirtschaft/Soziales (WTH/S)“ für die sächsischen Oberschulen an der Technischen Universität Dresden. Als Erziehungswissenschaftler und Lehrpersonenbildner hat er selbst einen Lehramtsabschluss und hat die Schulentwicklungsbegleitung in Sachsen aufgebaut, die zahlreiche Schulfusionen begleitet hat. Darüber hinaus war er im Grundsatzreferat des Kultusministeriums tätig. Seit Ende 2017 berät er das BMBWF bei der Schulclusterbildung.