Mit dem Newsletter zur Schulautonomie informieren wir Sie regelmäßig über alle Neuerungen auf dem Blog sowie über spannende Themen rund um Schulautonomie und Bildungsreform.
Evaluierung Auswahl Lehrkräfte, Interview mit der Projektleitung des BMBWF
Ein Gespräch mit Ing. Mag. Christian Krenthaller, Leiter der Gruppe Personalcontrolling, Legistik und Schulrecht im BMBWF. Im Rahmen der Umsetzung der Bildungsreform 2017 ist er Projektleiter des Projekts „Auswahl Lehrkräfte Neu“.
Im Bundesschulbereich wurde die neue Auswahl der Lehrpersonen ja bereits im Jahr 2018 umgesetzt. Können Sie die wesentlichen Neuerungen noch einmal kurz zusammenfassen?
Nun die wohl wesentlichste Neuerung ist die Tatsache, dass Schulleitungen nun die Möglichkeit haben, ihr Personal selbst auswählen können. Durch die Reform kommen der Schulleitung konkret definierte und in allen Bundesländern und über alle Schularten hinweg einheitliche Aufgaben, Berechtigungen und Verantwortungen in der Auswahl von Lehrkräften für den eigenen Standort zu. Durch die strukturierten Bewerbungsgespräche, ebenfalls eine Neuerung im Verfahren, entsteht nunmehr die Gelegenheit für Schulleiter/innen und Bewerber/innen sich kennen zu lernen, sich über die eigenen Erwartungen und Anforderungen auszutauschen und damit insgesamt bessere Voraussetzungen für eine gelingende Stellenbesetzung zu schaffen. Wenn Schule und (neue) Lehrkräfte zusammenpassen und wenn es in diesem Zusammenhang gelingt, Lehrkräfte ihren Stärken und Interessen gemäß einzusetzen, erhöht dies die Chance auf gute und sehr gute Leistungen der Lehrkräfte samt entsprechenden Ergebnissen für die Schüler/innen der jeweiligen Schule bzw. des Schulclusters.
Wie ist der erste Durchgang der neuen Auswahl der Lehrkräfte aus Ihrer Sicht gelaufen? Was hat gut funktioniert, was vielleicht noch nicht? Welche Rückschlüsse wurden gezogen?
Großteils kann man sagen, dass der erste Durchgang schon sehr gut gelaufen ist, sowohl mit Blick auf die Abläufe für Schulleitungen als auch den Abläufen in der Behörde. Trotzdem hat sich gezeigt, dass es in den einzelnen Bundesländern Unterschiede in der Umsetzung gab. Einige Schulen und damit ihre Schulleitungen haben bereits vor der Umstellung ähnlich gearbeitet, wodurch bereits Erfahrungen in der Personalauswahl vorhanden waren und dadurch auch nicht mehr alle Prozesse neu waren. Andere hatten mehr Schwierigkeiten. Es wurde auch deutlich, dass die Prozesse in den einzelnen Behörden sehr unterschiedlich gehandhabt wurden. Um im Sinne einer Vereinheitlichung der Abläufe darauf zu reagieren, hat das BMBWF bereits einen Workshop mit den Verantwortlichen aus den Bundesländern organisiert. Auch die Erfahrungen der Schulleitungen sind für von zentraler Bedeutung. Deshalb wurde in Kooperation mit der WU Wien eine Evaluierung der neuen Lehrpersonalauswahl bei allen Schulleitungen durchgeführt.
Wie breit wurde diese Evaluierung angelegt? Was waren die wesentlichen Erkenntnisse dieser Evaluierung und wie wird nun damit umgegangen?
Im Rahmen der Evaluierung wurden im Dezember 2018 alle 749 Schulleitungen der allgemein bildenden höheren und berufsbildenden mittleren und höheren Schulen zur neuen Auswahl der Lehrkräfte befragt. Die Rücklaufquote war mit 77% sehr hoch und ermöglichte es, repräsentative Ergebnisse zum Auswahlprozess von Lehrerinnen und Lehrern an den österreichischen Bundesschulen auszuarbeiten. 506 Fragebögen wurden vollständig ausgefüllt. Die Ergebnisse zeigen, dass Änderungen vor allem im Bereich des technischen Bereiches, konkret in der Anwendung von Get your teacher, gewünscht sind. Viele Unzufriedenheiten in diesem Bereich sind jedoch auch aufgrund der unterschiedlichen Herangehensweisen der Behörden entstanden. Für das BMBWF ist es daher wichtig, in diesem Fall erneut an die jeweilige Bildungsdirektion heranzutreten und ein Commitment für die lückenlose Umsetzung des neuen Verfahrens einzufordern. So hat die Umfrage unter anderem gezeigt, dass zum Beispiel der Leitfaden, der vom BMBWF als Hilfestellung zur Umsetzung der neuen Lehrpersonenauswahl zur Verfügung gestellt wurde, in manchen Bundesländern nicht immer zur Kenntnis gebracht wurde. Des Weiteren wurde die Information über angebotene Schulungen in diesem Bereich nicht in allen Bundesländern weitergegeben. Auch der zentralen Aufgabe der Behörde, der formalen Prüfung der Bewerbungen, sind nicht alle gleichermaßen nachgekommen. Hier müssen wir als BMBWF ansetzen und den Bildungsdirektionen erneut ihre Rolle im Verfahren deutlich machen, um einen optimalen Ablauf der Auswahl der Lehrkräfte zu garantieren.
Was sind die nächsten geplanten Schritte im Rahmen der neuen Auswahl der Lehrkräfte?
Bezüglich der Lehrpersonenauswahl an Bundesschulen wird derzeit, wie schon erwähnt, an der Optimierung der Abläufe gearbeitet. Eine Reihe von Änderungen wurde bereits beauftragt. Diese werden im kommenden Rekrutierungsprozess bereits umgesetzt. Derzeit prüfen wir, ob aus der Evaluierung der WU genannten Punkte davon abgedeckt sind, bzw., ob sich daraus ein Bedarf für eine weitere Beauftragung ergibt. Diese Analyse läuft derzeit, ist aber noch nicht abgeschlossen.
Im Pflichtschulbereich, in dem wir uns mit einer weit größeren Personengruppe konfrontiert sehen, starten wir in diesem Schuljahr mit Testschulen in Kärnten und Niederösterreich. Diese Schulen werden erstmals mit Get your teacher und mit dem neuen Ablauf der Lehrkräfteauswahl arbeiten. Im Frühjahr 2019 folgen Testschulen in weiteren Bundesländern. Begleitend arbeiten wir mit den pädagogischen Hochschulen an Schulungen für Schulleitungen, die wie im Bundesbereich, auf die neue Auswahl der Lehrkräfte, insbesondere auf die strukturierten Bewerbungsgespräche, vorbereiten. Auch für Schulungen zur Anwendung von Get your teacher wird gesorgt. Eine volle Ausrollung der neuen Lehrpersonenauswahl ist für das Frühjahr 2021 geplant.
Herzlichen Dank für die ausführliche Beantwortung der Fragen. Mit der neuen Auswahl der Lehrkräfte liegt eine spannende Zeit vor uns.