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Innovative Tiroler Clusterlandkarte als Planungsgrundlage
Alfred Lehner im Interview mit Mag.a Edith Müller, Schulqualitätsmanagerin in der Bildungsregion Tirol West.
Sie arbeiten als Clusterbeauftragte für das BMBWF. Wie kann man sich Ihre Rolle und Ihre Aufgaben vorstellen?
Es gibt zwei sogenannte „Clusterbeauftragte“. Mein Kollege Alfred Lehner ist für den östlichen Teil Österreichs zuständig (Wien, Burgenland, Steiermark, Kärnten und Niederösterreich), während ich für die westlichen Bundesländer angefordert werden kann.
Im Wesentlichen – um es kurz zu formulieren – geht es um die Steuerung der Bildung von Modellclustern, um die Qualitätssicherung der Prozesse zur Clusterbildung und um die Arbeit als „Informationsschnittstelle“. Dies beinhaltet auch Beratung von verschiedenen Interessensgruppen (Pädagogischen Hochschulen, Schulqualitätsmanager/innen usw.).
Wenn wir den Blick auf Tirol werfen: Welche Erfahrungen wurden und werden mit dem ersten Pilotcluster in Tirol gesammelt?
Die „Geburtsstunde“ des ersten Pilotclusters in Tirol schlug formal im September 2018, als die Tiroler Landesregierung die Einrichtung eines Schulclusters im Defereggental (Osttirol) beschloss.
Diesem offiziellen Start in den Prozess der Clusterwerdung ging eine mehrjährige Entwicklung voran, um die Schulen in diesem geografisch abgegrenzten Raum pädagogisch und organisatorisch einander näher zu bringen. Gemeinsame Schulentwicklungsvorhaben förderten die Vision, einen gemeinsamen Bildungsraum für alle Kinder dieses Tales zu schaffen. Dazu gehörten in einem ersten Schritt gemeinsame Unternehmungen im sportlichen, kulturellen und musischen Bereich. Diese wurden ergänzt durch gemeinsame Fortbildungen und erste gemeinsame Planungskonferenzen.
Unterstützend kam hinzu, dass zwischen den Gemeinden des Defereggentals eine rege Zusammenarbeit herrschte und herrscht, die zum Beispiel in einer gemeinsamen Sportunion oder einer gemeinsamen Feuerwehrjugend ihren Ausdruck findet.
Der intendierte Cluster Defereggental wird drei Volksschulen und eine Mittelschule umfassen, wobei vor allem auch die geografische Lage für den gemeinsamen Bildungsraum spricht. Im Entwicklungsprozess wurden die unterschiedlichen Interessensgruppen um ihre Zustimmung gebeten. Sehr zur Freude aller Beteiligten stimmten bereits alle Schulkonferenzen nach Anhörung der Schulforen einstimmig für die Bildung eines Clusters und die Gemeinderäte der drei betroffenen Gemeinden unterstützten diese Vision durch einstimmige Gemeinderatsbeschlüsse.
Hilfreich in der Phase der Zustimmungserklärungen waren die engagierten Beteiligten vor Ort: die zuständige Schulqualitätsmanagerin in ihrer Rolle der Projektleitung, die Schulleitungen und Lehrpersonen an den vier Schulstandorten, die Bürgermeister und die Eltern. Eine großartige Unterstützung war auch die enge Zusammenarbeit mit dem zuständigen Juristen der Bildungsdirektion, der dafür sorgte, dass alle Abläufe korrekt geplant und durchgeführt wurden.
Ein weiterer wichtiger Arbeitsbereich in der Pilotphase war die Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Tirol, um die Prozessbegleitung „auf die Beine zu stellen.“ Auch hier gab und gibt es beste Unterstützung.
Der Begriff „Clusterlandkarte“ ist immer wieder zu hören. Was ist damit gemeint? Und wie weit sind Sie in Tirol?
Der Begriff Clusterlandkarte kann natürlich unterschiedliche Assoziationen hervorrufen. Vorausgeschickt werden muss, dass es bei Clusterbildungsprozessen Aufgabe der jeweiligen Bildungsdirektion ist, Analyseprozesse vorzunehmen und die entsprechenden Abstimmungsprozesse zu führen und zu koordinieren. Der Gesetzgeber sieht vor, dass Clusterbildungen von verschiedenen Interessensgruppen angeregt werden können: von Schulerhaltern, von Schulleiterinnen und Schulleitern, vom Zentralausschuss für die Landeslehrerinnen und Landeslehrer und natürlich von der Bildungsdirektion selbst. Wir finden also einerseits die Top-down-Analysen, aber auch die Bottom-up-Initiativen. Diese unterschiedlichen Möglichkeiten, Clusterbildungen anzustreben, finden in der Clusterlandkarte ihre Darstellung. Die Clusterlandkarte ist als prozessbegleitendes Sichtbarmachen von tatsächlich stattfindenden und möglichen Clusterbildungen zu verstehen: jenen Clustern, die gerade beginnen, jenen, die aus organisatorischen und pädagogischen Gründen für die Zukunft geplant sind, jenen, die sich gerade in der Entscheidungsphase befinden, und jenen, die den Clusterbildungsprozess schon begonnen haben.
In Tirol wurde von Bildungsdirektor Dr. Paul Gappmaier angeregt, auf Basis einer geografischen Tirol-Karte, die alle Schulstandorte ausweist, eine grafische Darstellung für die oben beschriebenen Clusterbildungsprozesse zu schaffen. Dies geschah in enger Kooperation mit dem Tiroler Rauminformationssystem (tiris). Die Karte ist schon sehr weit gediehen, so dass entsprechende Analysen möglich sind. Der Vorteil dieser Darstellungsweise liegt darin, dass – wie dies bei Visualisierungen stets der Fall ist – schnelle Erstanalysen und Einschätzungen möglich sind. Dies wurde bereits in einem Workshop mit allen Tiroler Schulqualitätsmanagerinnen zum Thema Clusterlandkarte und Clusterbildungsprozesse genützt.