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Nachbericht: Erster gesamtösterreichischer Schulaufsichtskongress – Tag 1
Am 9. und 10. Juli 2019 fand in St. Johann im Pongau der erste gesamtösterreichische Schulaufsichtskongress statt. Im Fokus stand die Entwicklung eines bundesweiten gemeinsamen Führungsverständnisses, die Verinnerlichung der Kernaufgaben des Schulqualitätsmanagements sowie der Austausch über evidenzbasierte und datengestützte Schulentwicklung.
Die Bildungsreform 2017 bewirkte mit den neu geschaffenen Bildungsdirektionen sowie den mit innovativen Rollen und Funktionen ausgestatteten Schulqualitätsmanager/innen (SQM) eine neue Gesamtsteuerung des österreichischen Schulsystems und der Schulverwaltung. Daher wurde es erforderlich, dass sich alle im System arbeitenden Führungskräfte zur schulartenübergreifenden Vergemeinschaftung von Strategien, Konzepten und zu erreichenden Zielen bei einer Arbeitstagung einfinden. Ziel war es, österreichweit den „Rütli-Schwur“ zu einem gemeinsamen Führungsverständnis sowie zur evidenzbasierten Qualitätsentwicklung an Schulen abzulegen.
Die Umsetzung eines darauf ausgerichteten Veranstaltungskonzepts, wonach im Rahmen eines großen Kongresses bundesweit Schulaufsichtsbeamt/inn/e/n aus allen Ebenen einzuladen waren, um mit ihnen die Qualitätsentwicklung an österreichischen Schulen voran zu treiben, ist den beteiligten Organisator/inn/en aus dem BMBWF bestens gelungen.
Gleich am ersten Tag wurden alle Teilnehmer/innen, die ja das erste Mal in ihrer neuen Funktion als SQM zusammentrafen, von den Sektionschefs Andreas Thaller und Klemens Riegler-Picker begrüßt und kurz über die Ziele dieser österreichweiten Zusammenkunft informiert. Danach folgte die inhaltliche Einführung und Vorstellung des Kongressablaufes durch Barbara Pitzer, Leiterin der Abteilung Qualitätsentwicklung und –sicherung des BMBWF.
SC Andreas Thaller: „Wir brauchen eine Optimierung der Lernbedingungen und eine wirkungsorientierte Verwaltungsführung!“
Da durch die bildungspolitischen Reformprojekte – die Ausrollung der Schulautonomie einerseits und die Schaffung einer wirkungsorientierten Verwaltungsführung andererseits – die SQM im Mehrebenensystem vorrangig auf die Schulleitungen, nicht aber auf die einzelnen Lehrer/innen zugehen und mit ihnen Führungs- und Leitungskonzepte entwickeln, war diese gemeinsame Arbeitstagung ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Optimierung der Lernbedingungen für die österreichischen Kinder und Jugendlichen in den 31 Bildungsregionen.
Mit dem interessanten Programm, dass sich thematisch mit drei Schwerpunkten – dem Qualitätsrahmen für Schulen, der evidenzbasierten Qualitätsentwicklung und dem professionellen Führen im Mehrebenensystem – beschäftigte (aber im Rahmen von moderierten Interviews und Infopoints zu ausgewählten Themen auch noch exzellente Zusatzinformationen bot) ist den Initiator/inn/en und Unterstützer/inne/n des Schulaufsichtskongresses ein zukunftsweisendes Beispiel für den Aufbau einer funktionierenden, bundesweit einheitlichen Bildungsverwaltung gelungen.
Den anwesenden SQM wurde nachhaltig vor Augen geführt, wie der neue Qualitätsrahmen für Schulen (mit seinen Strukturelementen Qualitätsdimensionen, Qualitätsbereichen, Qualitätskriterien, Übersicht und Orientierung) im Rahmen des Qualitätsmanagements an die Schulen und die Schulleitungen weitergegeben werden wird, aber auch, wie die Lehrenden sich an diesen Prozessen der Schul- und Qualitätsentwicklung beteiligen können. Barbara Pitzer wies darauf hin, dass man sich bei der Erstellung des Qualitätsrahmens in Europa umgesehen hatte und dass dieser Qualitätsrahmen für alle Schulen gilt. Ebenso richtet er sich neben Schulleitungen und Lehrenden auch an Schülerinnen und Schüler sowie Schulpartner und Schulaufsicht, aber auch an die Verwaltung. Nach wie vor bleibt dabei das BZG, also das Bilanz- und Zielvereinbarungsgespräch, eines der wesentlichen Kernelemente, das zwischen Schulleitung und SQM geführt wird und das somit die Ergebnisse und Wirkungen transparent macht.
Barbara Pitzer: „Der Qualitätsrahmen für Schulen sichert die Schul- und Unterrichtsentwicklung – die Bilanz- und Zielvereinbarungsgespräche bleiben dabei unsere wichtigsten Kernelemente!“
Im Anschluss an diesen hochinteressanten Vortrag kamen im professionellen Austausch zwischen den Kongressteilnehmer/inne/n auch Fragestellungen wie „Welchen Nutzen hat der QR?“, „Wie wird der QR ein lebendiges Instrument?“ oder „Wie sichern wir die Schul- und Unterrichtsentwicklung?“ zur Sprache. Es wurde also ein gemeinsames Bewusstsein geschaffen und die SQM wurden für die neuen Qualitätsdimensionen „Führen und Leiten“, „Lernen und Lehren“, „Schulpartnerschaft und Außenbeziehungen“ sowie „Ergebnisse und Wirkungen“ sensibilisiert.
Nach diesem höchst interessanten Vormittag, der den Kongressteilnehmer/inne/n die Grundprinzipien des neuen schulischen Qualitätsmanagementsystems vorstellte, präsentierte Martina Diedrich und Norbert Maritzen vom Institut für Bildungsmonitoring und Qualitätsentwicklung in Hamburg zum Thema „Evidenzbasierte Qualitätsentwicklung der Schulqualitätsmanager/innen in den Bildungsregionen“.
Sie vertraten in ihrem Vortrag die Meinung, dass an den Schulen durch Daten abgebildet werden kann, was normative Vorgaben wie Lehrpläne oder Qualitätskriterien verlangen. Zwischen diesen beiden Polen ist allerdings eine Passung erforderlich, die gewährleistet, dass die auf der Hand liegenden Daten, also die Evidenzen, auch die Schulleitung und ihr Personal dazu anleiten, die Qualität des Unterrichts und der Schule im Gesamten in die richtige Richtung zu steuern.
Norbert Maritzen: „Ziel ist die Rückgewinnung staatlicher Steuerungsfunktionen durch klarere Strukturen!“
Diedrich und Maritzen wiesen allerdings auch darauf hin, dass Schulleitungen und Lehrer/innen, wenn sie mit Daten konfrontiert werden, daraus einen Schlüssel für das eigene Handeln ableiten sollen. Die SQM sollten daran mitwirken, um konkret zu erreichen, dass Schüler/innen im Unterricht tatsächlich das vermittelt wird, was sie können sollen. Wenn wie in Hamburg eine Bildungsverwaltung, Daten über Schüler/innen, über Klassen, über Schulen und über das System besitzt, so sollen diese Evidenzen mit allen Beteiligten gemeinsam – zusammen mit dem Erfahrungswissen und der Intuition, die an der Schule vorhanden sind – zur Verbesserung der Schul- und Unterrichtsqualität verwendet werden.
Martina Diedrich: „Evidenz muss Resonanz erzeugen – da kann ich mich andocken!“
Nur wenn eine gemeinsame normative Grundausrichtung der handelnden Akteurinnen und Akteure sowie ein gemeinsames Verständnis ihres Unterrichts vorhanden sind, wird mit Hilfe der Dialog- und Beteiligungsbereitschaft aller Personen in der Schulgemeinschaft in Zukunft eine schulische Qualitäts- und Weiterentwicklung gelingen können.
Nach den gut vorbereiteten Vorträgen, dem Austauschen in den Tischgesprächen und den Interviews gab es am Abend sogenannte Infopoints zu den Themen „Steuerung des Schulsystems“, „Bildungsmonitoring“, „Schulleitungsprofil“, „Qualitätsrahmen und schulisches Qualitätsmanagementsystem“, „Evidenzbasierte Qualitätsentwicklung“, „Pädagogisches Paket“, sowie „Berufsbildung und NQR“. Die zahlreichen Besuche an den jeweiligen Informationsständen und die angeregten Gespräche mit den auskunftserteilenden Personen stellten sicherlich noch ein Highlight des ersten Kongresstages dar.
Im zweiten Teil geht es weiter.