Mit dem Newsletter zur Schulautonomie informieren wir Sie regelmäßig über alle Neuerungen auf dem Blog sowie über spannende Themen rund um Schulautonomie und Bildungsreform.
Das Bildungsnetzwerk – Die multifunktionale Plattform im Schulsystem der Zukunft
„Die einzige Konstante im Leben ist die Veränderung.“
Dieses Zitat von Heraklit könnte gegenwärtig allen im schulischen Feld arbeitenden Akteur/inn/en als Basis zur Arbeitshaltung dienen. Die zahlreichen Veränderungen stellen die Schulen immer wieder vor neue Herausforderungen und verlangen nach schnellen, flexiblen und kreativen Lösungsansätzen, welche das über einen langen Zeitraum hierarchisch bürokratisch gesteuerte System oftmalig in Turbulenzen bringen.
Mit der Installierung von Bildungsnetzwerken wurde nun vom BMBWF die Möglichkeit geschaffen, „gemeinsam statt einsam“ diesen Herausforderungen zu begegnen und Reformvorhaben, wie beispielsweise das Bildungsreformgesetz 2017 in all seinen Facetten (bspw. das Autonomie- und Governancepaket) aber auch das Pädagogikpaket sowie den Masterplan Digitalisierung umzusetzen und in die Fläche zu bringen.
Die Arbeitsgruppe „Bildungsnetzwerke“ des BMBWF
Unter der Leitung von Mag.a Barbara Huemer konnte gemeinsam mit Schulqualitätsmanager/innen (SQM) und Direktor/innen allgemeiner Pflichtschulen (APS) ein Konzept erarbeitet werden, das in den einzelnen Bildungsdirektionen Pilotnetzwerke entstehen lässt, die auf interorganisationale Vernetzung in den Bildungsregionen abzielen. Geleitet werden die Pilotierungen in den einzelnen Bildungsdirektionen von hierfür beauftragten SQM als „Bildungsnetzwerkmanager/innen“.
Die in fünf Workshops erarbeiteten Kriterien eines Bildungsnetzwerkes basieren auf den Erkenntnissen und Erfahrungen bisheriger Netzwerke im Bildungsbereich. Sie berücksichtigen die evidenzbasierten Erfolgsbedingungen zur Nutzung der Chancen und Potenziale von Netzwerken. So ist etwa vorgesehen, bereits bestehende Netzwerke und Lernverbünde in die Bildungsnetzwerke einzubeziehen bzw. auf diesen Strukturen aufzubauen. Aus der Kernidee heraus sollten anfangs ausschließlich APS Netzwerke entstehen, die Praxis ermöglicht jedoch in einzelnen Bundesländern auch regional schulartenübergreifende Bildungsnetzwerke.
Aus der Sicht von OSR Knut Becha hat sich die Arbeit in den Workshops so angefühlt:
„Die intensivste, aber nach meinem Befinden auch ertragreichste Entwicklung galt der ersten Frage: ‚Wie können wir auf Dauer schulartenübergreifende Bildungsnetzwerke in den Regionen einrichten und am Laufen halten?‘ Durch die in jedem Bundesland anders angelegte „Bildungsorganisation“ sowie die unterschiedliche Herangehensweise und Geschwindigkeit der Abhandlung von freien oder vorgegebenen Entwicklungsbereichen, die unterschiedlichsten Kommunikationsschienen zwischen den Bildungsebenen eines Landes, die systemischen, landesweiten, regionalen und standörtlichen Zugänge zum Thema pro Bildungsdirektion und letztendlich durch das differenzierte, individuelle Verständnis der Gruppenmitglieder, schien in den ersten Meetings keine Antwort auf diese wohl wichtigste Frage gefunden werden zu können. Die Treffen drei und vier dienten in einer hervorragend geleiteten Atmosphäre (ZLS Leitung und Mag.a Huemer) der Präsentation von „good-practice“ Modellen, häufig aus dem Burgenland. Schon funktionierende „Bildungsnetzwerke“ aus der Vergangenheit, aber bisher noch unter anderen Bezeichnungen bekannt (z.B. Lernverbund), wurden dargestellt, mit praktischen Arbeitsweisen transparent gemacht und in andere „Verbünde“ anderer Bundesländer transferiert. Ein gegenseitiges, neidloses, respektvolles und sehr kollegiales „Miteinander“, in dem der Dialog und die Offenheit der einzelnen Meeting-Mitglieder im Vordergrund stand, führte im Arbeitstreffen fünf zur Präsentation ganz konkreter Vorhaben und einzeln bereits vollzogener erster Schritte. Von Treffen zu Treffen wurde die gemeinsam gesprochene Sprache klarer, die Begrifflichkeiten waren bekannt, die „Stolpersteine“ einer jeden Entwicklung konnten im gegenseitigen Austausch und Miteinander angesprochen werden, Entwicklungsförderer wie Entwicklungshemmer wurden fixiert. Das Team wuchs in seinen Aufgaben. Damit sind einerseits die Erwartungen des Leitungsteams der Meetings gemeint und andererseits natürlich die landesinternen Erwartungen der Bildungsdirektionen. Am Ende bekannte man sich ganz klar zum Auftrag, zur Verantwortung und zur Notwendigkeit, an diesem Thema weiterhin zu arbeiten.“
Vom 27.-28.05.2019 fand in Mattsee, Salzburg, der vorerst letzte Workshop der Arbeitsgruppe „Bildungsnetzwerke“ vor dem Pilotierungsstart im kommenden Schuljahr statt. Hier wurden die nachfolgend angeführten Bildungsnetzwerke in den einzelnen Bundesländern namhaft gemacht.
Der Roll-Out-Prozess ist folgendermaßen angedacht: Nach der Pilotierung der Bildungsnetzwerke der Bildungsdirektionen münden die Lernerfahrungen aus ebendiesen im Schuljahr 2020/21 in mindestens ein Bildungsnetzwerk pro Bildungsregion.
Pilotbildungsnetzwerke in den einzelnen Bildungsdirektionen
Bildungsdirektion Burgenland
Alfred Lehner, SQM – Bildungsnetzwerkmanager Burgenland:
„Meine Bildungsnetzwerke sind für mich über autonome Schulleitungen selbstorganisierte Lernplattformen, die dem gemeinsamen Austausch, der gemeinsamen Ideenfindung zu Lösungsansätzen und zur Umsetzung von schulischen Reformvorhaben dienen sowie künftige Herausforderungen von Schule denken und planen.“
- Bezirk Oberwart: HTL + HLW + HBLA + BAKIP + HAK + 2 BS + PTS + 3 NMS + BRG
- Wirtschaft (WK, AK, IV, AMS, KOST, BO)
- Thema: Schule der Zukunft 2030 und darüber hinaus berufliche und gesellschaftliche Herausforderungen
- APS: 17 Lernverbünde am Dienstort Oberwart werden zu Bildungsnetzwerken
Bildungsdirektion Kärnten
Gabriele Patterer, SQM – Bildungsnetzwerkmanagerin Kärnten:
„Meine Bildungsnetzwerke sind für mich gegenseitige Stärkung und Unterstützung im professionellen Arbeiten an an pädagogischen Themen.“
„Ein Weg entsteht, in dem man ihn gemeinsam geht?“ (Konfuzius)
- Hermagor: KIGA + VS + NMS + BORG + HLW
- Jakob: KIGA + VS + NMS + HLW
- Themen: Transition, Digitalisierung
Bildungsdirektion Niederösterreich
Josef Hörndler, SQM – Bildungsnetzwerkmanager Niederösterreich:
„Ein Bildungsnetzwerk ist für mich eine Bereicherung durch miteinander und voneinander lernen.“
- Thema: „Bildungsinitiative Mostviertel“
Bildungsdirektion Oberösterreich
Renate Scheuchenegger, SQM – Bildungsnetzwerkmanagerin Oberösterreich:
„Meine Bildungsnetzwerke sind für mich die Vernetzung unterschiedlicher Bildungseinrichtungen, die sich mit Entwicklungsschwerpunkten im Rahmen der Nutzung schulautonomer Entwicklungs- und Gestaltungsräume auseinandersetzen. Sie ermöglichen einen professionellen Austausch, gemeinsames Entwickeln, Lernen und Reflektieren im Prozess, der von der PH begleitet wird. Die Schulleitungen sollen im Bereich der Führungsqualität unterstützt werden. Durch die Bildungsnetzwerke sollen Lernverbünde und Ideenwerkstätten entstehen, die neue Impulse für Entwicklungsprozesse geben.“
- 5 VS + 6 NMS (+2 PTS?) aus 3 Regionen
- Thema: Autonomie – Professionalisierung der Führungskräfte
Bildungsdirektion Salzburg
Hannelore Kaserer, SQM – Bildungsnetzwerkmanagerin Salzburg:
„Ein Bildungsnetzwerk ist für mich die Möglichkeit für autonome Schulleiter/innen gemeinsam mit anderen Schulleiter/innen an Themen zu arbeiten, deren Bearbeitung gemeinsam als sinnvoll erscheint, Ziele zu verfolgen, die die Ressourcen des Netzwerkes brauchen Maßnahmen umzusetzen, die die teilnehmenden Schulen miteinander in Kontakt bringen, und Antworten auf Fragen zu finden, die das Know-how und das stärkende Feedback anderer brauchen.“
- 2 VS + 2 NMS + 1 AHS
- Thema: Digitalisierung
Bildungsdirektion Steiermark
Elisabeth Traxler-Turner, SQM – Bildungsnetzwerkmanagerin Steiermark:
„Ein Bildungsnetzwerk ist für mich die Möglichkeit der schulübergreifenden bzw. schulartenübergreifenden professionellen Zusammenarbeit von Schulteams, das darüber hinaus auch dazu beiträgt zu einem besseren gemeinsamen Bildungsverständnis einer Region zu gelangen.“
- 3 VS + 2 NMS + 1 PTS + 1 AHS + 1 HLW + 1 BORG + 1 Pa Fed
- Thema: Transition – Nahtstellen schließen
Bildungsdirektion Tirol
Ingrid Handle, SQM – Bildungsnetzwerkmanagerin Tirol:
„Ein Bildungsnetzwerk ist für mich, wie eine Verdichtung an den Knotenpunkten und eine Entspannung im Zwischen, die Raum gibt für Kreativität, Spontanität, Nachdenken, Forschen und Lernen. Es fühlt sich an wie halten und gehalten werden, geben und nehmen, innhalten und entfalten, gehen, erfahren und weitergehen, lernen, umlernen und weiterlernen.“
- Prozess befindet sich in der Rollen- und Aufgabenfindung
Bildungsdirektion Vorarlberg
Judith Sauerwein, SQM – Bildungsnetzwerkmanagerin Vorarlberg:
„Im schulischen Kontext definiert sich ein Bildungsnetzwerk für mich persönlich durch die inhaltliche Zusammenarbeit mehrerer Schulen, die mit ihren Schulteams standortübergreifend aus eigenem Interesse an gemeinsamen Visionen, Zielsetzungen und (evtl. sich überlappenden oder ergänzenden) Themen arbeiten. Wesentliche Elemente sind das Miteinander- und Voneinander-Lernen aller Akteure/Akteurinnen, die professionelle Begleitung durch die Pädagogische Hochschule sowie ein/e Netzwerkkoordinator/in bzw. ein/e Netzwerkmanager/in, der/die im organisatorischen Bereich als „Motor“ agiert.“
- 8 VS
- Thema: Inklusionsindex
Bildungsdirektion Wien
Elisabeth Repolusk, SQM – Bildungsnetzwerkmanagerin Wien:
„Ein Bildungsnetzwerk ist für mich die inhaltliche Zusammenarbeit und Vernetzung verschiedener Bildungseinrichtungen in einer vielseitigen Schullandschaft. Die teilnehmenden Akteure arbeiten an der Umsetzung gemeinsamer Visionen und Zielsetzungen, dem Umsetzen gesetzlicher Vorgaben, dem Austausch von Wissen und Kompetenzen – sie definieren für einen bestimmten Zeitraum zentrale Handlungsfelder. Wesentliche Elemente des Netzwerkes sind der ganzheitliche Blick auf das Von- und Miteinanderlernen sowie der Austausch von Erfahrungen. Gemeinsames Ziel ist es, den Schüler*innen in einem vernetzten Gesamtsystem erfolgreiche Bildungsbiografien zu ermöglichen.“
- 5 VS + 5 NMS
- Thema: Mentoring – Expert/inn/enaustausch/ Wissensmanagement & Professionalisierung
Mehr zum Thema Bildungsnetzwerke finden Sie in Daniela Geiderers Beiträgen „Was sind Bildungsnetzwerke?“ vom 3. Juni 2019 und „Perspektiven der an Bildungsnetzwerken teilnehmenden Schulen“ vom 18. Juni 2019.