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Diversitätsmanagement in den Bildungsdirektionen
In den Bildungsdirektionen wurde mit 1.9.2018 ein neuer Fachbereich für Inklusion, Diversität und Sonderpädagogik (FIDS) geschaffen, der die Bereitstellung und Koordination der sonderpädagogischen Förderung und anderer Förderbereiche, einschließlich der Betreuung von für diese Schüler/innen zusätzlich eingesetzten Lehrpersonen, zur Aufgabe hat. Insgesamt wurden österreichweit 109 Planstellen dafür bereitgestellt bzw. in den Bildungsdirektionen besetzt.
Seit 1.1.2019 sind die Bildungsdirektionen in allen Bundesländern in Kraft und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fachbereichs Inklusion, Diversität und Sonderpädagogik haben somit seit Jahresbeginn eine organisatorische Verankerung in der Bildungsbehörde.
Als erste inhaltliche Orientierung hat das BMBWF im Dezember 2018 ein Aufgaben- und Strukturkonzept erstellt, das dem Pädagogischen Dienst in der Bildungsdirektion als Leitlinie dient und die Weiterentwicklung der Schulaufsicht und des Fachbereichs Inklusion, Diversität und Sonderpädagogik beschreibt.
Neben der Skizzierung der durch die Bildungsreform initiierten Veränderungen – Stichworte: „Autonome Schule bzw. autonome Schulcluster“ und „Bildungsregion“ oder der „Struktur des Pädagogischen Dienstes“ – werden auch die Kernaufgaben der Schulaufsicht und die Kernaufgaben im Fachbereich Inklusion, Diversität und Sonderpädagogik definiert. Letztere wurden in den Bereichen Feststellung von Förderbedarfen, Bereitstellung von Fachexpertise, Mitwirkung bei der Erarbeitung von evidenzbasierten Entscheidungsgrundlagen, Unterstützung bildungspolitischer Reformprojekte und der Begleitung von Schulen in allen Fragen der Inklusion, Diversität und Sonderpädagogik zusammengefasst.
Richtlinien zur Organisation und Umsetzung der sonderpädagogischen Förderung
Als dringlichste Frage wurde – auf Anregung der Bildungsdirektionen – die Feststellung des Sonderpädagogischen Förderbedarfs mit dem Rundschreiben 7/2019: „Richtlinien zur Organisation und Umsetzung der sonderpädagogischen Förderung“ österreichweit einheitlich geregelt.
Noch vor dem Sommer begann eine Arbeitsgruppe aus Vertreterinnen und Vertretern der Bildungsdirektionen und des Ministeriums mit der weiteren inhaltlichen Differenzierung der mit „Diversität, Inklusion und Sonderpädagogik“ stichwortartig umrissenen Thematik. Diese Bestandsaufnahme widmet sich – unter dem Blickwinkel „Umgang mit Diversität im Schulsystem“ – der Analyse von entsprechenden Grundsatzerlässen, Beiträgen zu Nationalen Bildungsberichten, Bundes- und Landesergebnisberichten zu den Standardüberprüfungen, Daten zur standardisierten reife- und Diplomprüfung sowie programmatischen europäischen und internationalen Dokumenten.
Dabei werden Spannungsfelder zwischen Zielsetzungen und Ergebnissen ebenso deutlich sichtbar wie auch konkrete Hinweise, wie mit einer erhöhten Aufmerksamkeit auf die rasch wachsende Vielfalt der Schülerinnen und Schüler, deren Potenziale und Talente noch wirksamer gefördert werden können.
Eine umfassende Sichtweise auf wechselseitige Diversitätsdimensionen
Aus den vorliegenden Evidenzen geht ebenso hervor, dass sich Bildungsungleichheit nicht mit einer Diversitätsdimension allein begründen lässt, sondern die Annahme mehrdimensionaler Ursachen nahelegt. Erst mit einer umfassenden Sichtweise auf die verschiedenen Diversitätsdimensionen und ihre wechselseitigen Korrelationen sowie mit einem konsequenten, übergreifenden Diversitätsmanagement kann es zukünftig besser gelingen, die Entfaltung von individuellen Potenzialen zu unterstützen und Bildungswege barrierefreier zu machen. Mit anderen Worten: Im Mittelpunkt des Diversitätsmanagements – als Teil des Qualitätsmanagements – steht die Verminderung von Bildungsungleichheiten bei gleichzeitiger Ausschöpfung der individuellen Bildungspotenziale.
Parallel zur inhaltlichen Weiterentwicklung des Fachbereichs – über die in allen Bundesländern bereits ausgeprägt vorhandene sonder- und inklusionspädagogische Kompetenz hinaus in Richtung eines breiteren Verständnisses von Diversitätsmanagement – gilt es, die strukturellen und organisatorischen Rahmenbedingungen für die Arbeit im Fachbereichs zu weiterzuentwickeln. Konkret bedeutet das, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Bildungsregionen unter der Führung der zuständigen Abteilungsleitung zu verankern. Den Abteilungsleitungen in der Bildungsregion obliegt es auch, eine kontinuierliche Kommunikation und Zusammenarbeit mit den Schulqualitätsmanagerinnen und -managern bzw. in weiterer Folge auch mit der Schulpsychologie zu etablieren. Ebenso gilt es, die im Fachstab der Leitung des pädagogischen Dienstes angesiedelte Diversitätskompetenz für den Aufbau von spezifischer Professionalität in den Bildungsregionen zu nutzen.
Bausteine für ein zukünftiges Diversitätsmanagement
Im regelmäßigen Austausch mit Führungskräften der Bildungsdirektion zeigt sich, dass auch die Entwicklung des Fachbereichs Inklusion, Sonderpädagogik und Diversität stets im gesamten Change-Prozess der Bildungsdirektion verstanden werden muss. In dem Maße, in dem auch andere Funktionen und Aufgaben der komplexen Organisation Bildungsdirektion besetzt bzw. wahrgenommen werden, entsteht auch für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fachbereichs die notwendige Klarheit für die Erfüllung ihrer Aufgaben.
Auch die Fachtagung „Potenziale der Vielfalt – Dimensionen von Diversität“ am 5. Dezember 2019, zu der erstmals alle Verantwortlichen aus den Bildungsdirektionen eingeladen sind, ist als Baustein für das zukünftige Diversitätsmanagement in den Bildungsregionen gedacht. Unterstützung dafür leisten unter anderen Expertinnen der OECD, namhafte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern von österreichischen Universitäten und Pädagogischen Hochschulen, aber auch Vertreterinnen und Vertretern von Unternehmen und Organisationen, die bereits über vielfältige Erfahrungen mit der Einführung des Diversitätsmanagements verfügen. Der Schärfung des gemeinsamen Zielbildes „Diversitätsmanagement im Bildungssystem“ werden im kommenden Jahr konkrete Maßnahmen zur Organisations- und Personalentwicklung folgen.