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100 Tage Bildungsregion – Welche Veränderungen sind bereits spürbar? (Teil 1)
Im April 2019 ist auf dem Autonomie-Blog das erste Mal die bunte Landkarte mit den 31 österreichischen Bildungsregionen präsentiert worden, die in der Zwischenzeit auch organisatorisch verankert wurden. Das vergangene Schuljahr war diesbezüglich ein Übergangsjahr mit eher theoretischen Vorstellungen und Planungsabsichten – das heurige bietet dagegen bereits die Möglichkeit, eine kurze Rückschau auf die ersten 100 Tage in der neuen Struktur mit den unterschiedlichen Regionalebenen zu halten und einige Referenzprojekte hervorzuheben.
Was sind zurzeit die Herausforderungen für die Akteur/inn/e/n in einer Bildungsregion? Wie geht es den Schulen und den Mitgliedern der Schulpartnerschaft mit dem Regionsimage und welche Themen beschäftigen die neuen Bildungsregionen? Vor allem aber, wie geht es den Schulqualitätsmanager/inne/n und allen anderen Expert/inn/en der Bildungsdirektionen mit ihrem neuen Aufgabenprofil, dessen Kernaufgaben es ja sind, die pädagogischen Zielsetzungen, die bildungsrelevanten Schwerpunkte sowie die Entwicklungsprozesse gemeinsam mit den Schulen umzusetzen? Was sind erste konkrete Ergebnisse dieser Arbeit mit den regionalen Konzepten?
Stichwort „Lehrer/innenauswahl“
Bereits zu Beginn des Schuljahres war klar, dass (neben der bereits gängigen Praxis in BHS und AHS) nun auch den Schulleitungen der allgemeinen Pflichtschulen (APS) in der Region bereits die gesetzlich geforderte, weitgehende Autonomie in Bezug auf die Personalauswahl zukam und sie sich ihre Lehrer/innen über „Get your teacher“ nach entsprechenden Interviews bestmöglich aussuchen konnten. Das hat zum Beispiel in Kärnten dazu geführt, dass sich Schulleiter/innen – nach zugegeben kurzer Bewerbungsfrist in den Sommerferien – die Unterlagen zu den Bewerber/inne/n persönlich in der Bildungsdirektion abholten und so einen reibungslosen Ablauf der Bestellung von Lehrer/inne/n zu Schulanfang garantierten. Hiezu war aber auch immer wieder eine effiziente Vernetzungsarbeit notwendig: Die Schulleitungen nahmen Kontakt zur Personalabteilung in der Bildungsdirektion auf und tauschten sich auch untereinander in diversen Treffen zu wichtigen Themen aus. Für das nächste Schuljahr sind für alle Schulen sogenannte „Personalgespräche“ zwischen den Schulleitungen, den SQM und der Personalabteilung geplant, um die Personalbedarfe an den Schulen noch passgenauer decken zu können und zu große Personalreserven abzubauen.
Weiterentwicklung der Cluster
Aus Sicht der Bildungsdirektion kam aber auch der Ausrichtung des Bildungsangebotes auf die spezifische Bedarfslage der Schulstandorte in den Regionen große Bedeutung zu, weil sowohl im Bundesschulbereich (mit dem BRG und der HAK in Feldkirchen) als auch im Landesschulbereich (NMS und VS Obervellach, VS Mallnitz, VS Flattach als Cluster „Mittleres Mölltal“) Clusterlösungen zu realisieren waren, die so einen gemeinsamen, wirkungsvolleren pädagogischen Rahmen für kleinere Schulstandorte schaffen konnten.
Hier oblag es ebenfalls den Verantwortlichen der Region, Verhandlungen mit den Schulerhaltern zu führen, die Handlungsspielräume der Standorte zu stärken und die Nutzung von Personalkapazitäten sowie von regionalen Umgebungsfaktoren zu optimieren, damit auf die Person abgestimmte Bildungschancen für die Kinder und Jugendlichen in der Region so leichter möglich werden. Diese Aufgabe der Prüfung von Möglichkeiten der Optimierung von Schulstandorten wird zurzeit von allen Bildungsregionen besonders intensiv wahrgenommen.
Die Pädagogischen Hochschulen als wichtige Player
Die Regionsverantwortlichen haben auch noch weitere wichtige Aufgaben zu versehen: Durch die Auflösung der schulartspezifischen Gliederung mussten auch die Fort- und Weiterbildungskonzepte mit der Pädagogischen Hochschule in zahlreichen Steuergruppensitzungen neu abgestimmt werden und Arbeitsgruppen sowie Teilnehmer/innenkreise neu definiert werden. Dies geschah in konstruktiver Kooperation aller beteiligten Bildungsfachkräfte und mündete über alle Zuständigkeiten hinweg in einem lösungsorientierten Konzept zur Planung von Personalentwicklungsmaßnahmen, die einerseits regionsübergreifend, aber auch regionsintern – und vor allem schulzentriert – angeboten werden. Nicht zu vergessen sind in diesem Zusammenhang die Bildungsnetzwerke, denen in den Regionen beim Informationsaustausch eine gewisse Themenführerschaft zukommt, die sie mit Hilfe der PH noch weiter ausbauen – in der Region Kärnten West zum Beispiel zu den Themen „Digitale Grundbildung“, „Pilotkompetenzraster“ oder „Lesekompetenz“.
Umgang mit Daten, Qualitätsmanagement und BZG
Beispiele der neuen, aussagekräftigen Datenevidenz – etwa bei den Berichten zur standardisierten Reife- und Diplomprüfung (sRDP) und der Evaluation der Ergebnisse – mussten bislang in den Regionen ebenso berücksichtigt werden wie die verbindlichen Qualitätskriterien, die – zwar noch nicht über den neuen Qualitätsrahmen, aber dennoch gemäß den zentralen Steuerungsschwerpunkten – als Parameter für gegenwärtige und zukünftige qualitätsvolle Unterrichtsarbeit dienen. Gleichzeitig wurden auch bereits Termine für Bilanz- und Zielvereinbarungsgespräche (BZG) mit allen Schulen in den Regionen zur Präsentation ihrer Entwicklungspläne vereinbart, an denen selbstverständlich erstmals übergreifend formierte Teams aus vormals zuständigen und neu zu schulenden SQM teilnehmen. Die Steuerungskreise zur Verbesserung der Bildungsqualität in der Region schießen sich also und tragen so zur systematischen Schulentwicklung und Professionalisierung bei.
Innere Organisation, Information und Kommunikation
All diese Initiativen zur Teambildung verlangen natürlich auch innovative Informations- und Kommunikationsstrukturen, durch die das Arbeiten in der Bildungsregion sowohl für die Schulen als auch für die SQM und die zuständigen sonstigen Mitarbeiter/inne/n unterstützt wird. Ohne Zweifel braucht es dafür horizontale und vertikale Strukturen sowie wirkungsvolle Datenbanken, die ein Vergleichen von Ergebnissen, aber auch von Zielen und Abläufen, sowie ein bidirektionales Arbeiten unmittelbar möglich machen.
Dazu gibt es in den Bildungsregionen Ost und West in Kärnten (wie wahrscheinlich in ganz Österreich) wöchentliche Jour-Fixe-Dienstbesprechungen aller pädagogischen Fachkräfte sowie anlassbezogen Task-Force-Sitzungen zu sonderpädagogischen Themen oder Konfliktmanagement-Agenden mit den entsprechenden Expert/inn/en. Dasselbe Prinzip gilt im Mehrebenensystem auch für die Bildungsdirektion, in der sich – je nach Bedarf – die Abteilungsleitungen mit der Pädagogischen Leitung oder der Präsidiale vernetzen und zur weiteren Steuerung sowie zum Controlling treffen. Die in der Geschäftsverteilung festgelegten Zuständigkeiten garantieren weiters, dass jede Schule in der Region eine/n Ansprechpartner/in hat, die/der ihr als Beratungs-, Begleitungs- und Kontrollorgan zur Verfügung steht.
Diese praxisorientierte Form der Aufbau- und Ablauforganisation hat bislang gut dazu beigetragen, dass etwa in den Bereichen Lehrfächerverteilung/Lehrtätigkeitsausweis, Elternbeschwerden, Konflikte zwischen Lehrer/innen und Schulleitungen, Budget, Vernetzung mit außerschulischen Kooperationspartnern – um nur einige zu nennen – lösungsorientiert und innovativ gearbeitet werden konnte.
Welche Veränderungen die Bildungsregion in den Bereichen FIDS, Schulpsychologie & Sozialarbeit bewirkt sowie die Auswirkungen auf Schulerhalter und Schulsprengel uvm. erfahren Sie kommende Woche im zweiten Teil des Beitrags.