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100 Tage Bildungsregion – Welche Veränderungen sind bereits spürbar? (Teil 2)
Im ersten Beitrag zum Thema „100 Tage Bildungsregion“ hat sich Autonomiebotschafter Axel Zafoschnig mit den vielfach spürbaren Veränderungen durch die Schaffung von Bildungsregionen in den Bereichen Personalauswahl, Qualitätsmanagement, Pädagogische Hochschulen und Clusterbildung auseinandergesetzt. Erfahren Sie nun im zweiten und letzten Teil, wie sich die Bildungsregion auf die Themen FIDS, Schulpsychologie und Sozialarbeit auswirkt, aber auch was sie für Schulerhalter und Schulsprengel sowie die Organisation an den Schulen selbst bedeutet.
FIDS, Schulpsychologie & Sozialarbeit
Im österreichischen Bildungswesen sind gesamteuropäische gesellschaftliche Entwicklungen wie die immer größer werdende Diversität von Kindern und Jugendlichen und somit ein vermehrter Bedarf an Fachkräften in den Bereichen Integration, Inklusion und Sonderpädagogik genauso zur Realität geworden wie in anderen Ländern. Dies bedeutet, dass die Chancengleichheit in der Bildung nicht nur zentral gesteuert werden darf, sondern dass individuelle Maßnahmen zur Vermittlung der besten Bildung für jedes Kind von den mitwirkenden Expert/innen vor Ort am besten beurteilt und eingesetzt werden können. Hier kommen die FIDS-Koordinator/inn/en und die pädagogischen Berater/innen in Zusammenarbeit mit der Schulpsychologie ins Spiel, die auf Basis von fachmedizinischen Gutachten sowie mithilfe von Sozialfachkräften entscheiden, welche Betreuungsintensität für die schulische Laufbahn von jungen Menschen in der Bildungsregion zum Tragen kommt. Kein Kind in der Bildungsregion soll in seiner schulischen Entwicklung Nachteile oder Behinderungen erfahren, jedes Kind soll gemäß seinen Neigungen, Talenten und Begabungen – oder Beeinträchtigungen – bestmöglich gefördert werden.
Gelingensfaktoren Schulerhalter & Schulsprengel
Ein bildungsbezogenes Grundanliegen aller Bildungsregionen, also aller Städte und Gemeinden, die in Österreich als Trägerinstitutionen für die Schulerhaltung fungieren, ist es natürlich, ihre Schulen mit modernen und zukunftsfähigen Einrichtungen sowie mit optimalen infrastrukturellen Gegebenheiten auszustatten. Durch den Wegfall der Schulämter in den Magistraten oder Bezirkshauptmannschaften ist nun allerdings eine neue Situation in der Aufgabenverteilung entstanden, die – vor allem im Bereich der Zuständigkeit für das sonstige Personal, sowie für den Freizeit- oder Sozialbereich – noch nicht zu 100 Prozent zufriedenstellend ist.
Es ist diesbezüglich aber Aufgabe aller beteiligten Mitarbeiter/inne/n in der Bildungsregion, eine Lösung herbeizuführen, die einerseits eine gemeinsame vollständige Verantwortungsübernahme garantiert, andererseits aber auch eine neue und effektive Kooperationskultur begründet. Hier wird noch viel sondiert und experimentiert, die Bereitschaft zur Zusammenarbeit und der Wille zur Nutzung von Lösungspotenzialen sind aber vorhanden.
Ein neues Verständnis wird auch unumgänglich sein, wenn es darum geht, den sprengelfremden Schulbesuch zu regeln, da hier meist nach wie vor die Bürgermeister/innen im Alleingang entscheiden. Hier wird es wohl auch den Bildungsverantwortlichen der Region obliegen, über diese Anträge auf Basis der Organisationsform der betroffenen Pflichtschule und der individuellen Bildungsziele sowie anderer wesentlicher Faktoren mit zu beraten und entscheiden. In jedem Fall sollte die Entflechtung der Kompetenzen in der Bildungsregion klar verankert und umgesetzt werden. Die Instanzen der öffentlichen Verwaltung in den Kommunen und die Bildungsfachkräfte in der Region werden hier immer enger und servicegerechter kooperieren müssen.
Was ändert sich für die Schulen?
In der Bildungsregion Kärnten West gibt es zum Beispiel 166 Schulen, die von einem Team am Standort Villach betreut werden, das aus einem Abteilungsleiter, vier SQM, vier Bildungsdirektionsmitarbeiter/inne/n, drei FIDS-Koordinator/inn/en mit pädagogischen Berater/inne/n für die Bezirke Villach, Spittal, Hermagor und Feldkirchen, sowie aus dem Mitarbeiter/innenstab der Schulpsychologie besteht.
Die Schulen sind also gegenwärtig sehr gefordert, dabei mitzuhelfen, Wildwuchs und Redundanz zu beseitigen, um die Effizienz und Effektivität des gesamten Bildungssystems zu verbessern und es für zukünftige Herausforderungen fit zu machen.
Nach einigen Anfangsschwierigkeiten, im Rahmen derer etwa Dienst- und Leitwege von Unterlagen noch nicht vollständig optimiert waren, gibt es nun klare Vorgaben, die sicherstellen, dass allfällige Anträge, schriftliche Ersuchen, Berichte oder Beschwerden korrekt und prompt an die zuständigen Stellen weitergeleitet werden. Dazu waren allerdings einige Besprechungen zur Optimierung der Prozesse in der Organisation Bildungsdirektion nötig, sodass man nun davon ausgehen kann, dass die neuen Strukturen, Angebot und Programme in der Region das Zusammenwirken von Schulen und Schulaufsichtsorganen zum Zwecke der Qualitätssteigerung deutlich verbessert haben.
Gemeinsames zukünftiges Ziel aller Beteiligten muss es hier sein, für die Kinder und Jugendlichen in der Region ein adäquates Bildungsangebot zu schaffen und die Bildungswege fair und transparent zu gestalten.
Sonstige Themen
Die verantwortlichen Bildungsfachkräfte in der Region müssen nun mehr denn je gemäß ihren Kernaufgaben und gemäß dem Motto „Wir arbeiten in der Region und für die Region!“ mithelfen, die Unterrichtsarbeit der Schulen in ihrem Bereich zu modernisieren, sie an die gesellschaftlichen Herausforderungen anzupassen, und die Schüler/innenleistungen sowie die Ergebnisse – etwa bei den Bildungsstandards und den abschließenden Prüfungen – zu verbessern. Unterrichtsentwicklung und Unterrichtsorganisation bilden dabei die wesentlichen Projekte, die umgesetzt werden müssen, um die Lebensbewältigungskompetenzen der Kinder und Jugendlichen, ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten, ihr Wissen und ihr Skill-Set zu stärken und zu stabilisieren.
Wir müssen sie aber auch mit der nötigen Resilienz ausstatten, um mit allfälligen Schwierigkeiten – in der Schule, beim Lernen sowie im späteren Leben – zurechtzukommen und Krisen oder Belastungen bestmöglich zu meistern.
Die Themen in den Bildungsregionen sind also mannigfaltig und vielschichtig, dennoch ist Optimismus angesagt. Die verantwortlichen Mitarbeiter/innen in der nunmehrigen Performanzphase tragen dafür Sorge, dass die Schulen in der Region wichtige pädagogische Informationen aus Lehrplänen, Schulunterrichtsgesetzen und Prüfungsverordnungen erhalten, dass sie sich begleitet weiterentwickeln können und dass sie die Schulautonomie – bei gleichzeitiger Kontrolle – leben können. Weitere konkrete positive Entwicklungen, die durch die Bildungsregionen ermöglicht wurden und werden, sind die Umsetzung neuer bildungspolitischer Teilprojekte (wie das Schuleingangsscreening, die Kompetenzraster oder die Sprachförderung), die detaillierte Erhebung von relevanten Daten sowie die Evaluation von erfolgten Qualitätsmaßnahmen, die für die Schulentwicklung wichtig sind.
Der weitere Umsetzungsprozess der Bildungsreform und des Autonomiepaktes ist also in vollem Gang, die Arbeit in den Bildungsregionen mit den ambitionierten Teams aus unterschiedlichsten Bildungsfachkräften wird immer mehr anerkannt, und die identitätsstiftenden Merkmale einer solchen Region, in der Konzepte und Maßnahmen entwickelt und implementiert werden, die eine Verbesserung der Bildungsqualität und eine Erhöhung der Chancen- und Geschlechtergerechtigkeit mit sich bringen, dienen allen Beteiligten als Leitmotiv für ihre nutzbringende Arbeit in der Bildungsregion. Der Mehrwert der neuen Struktur wird also langsam aber deutlich sichtbar!