Mit dem Newsletter zur Schulautonomie informieren wir Sie regelmäßig über alle Neuerungen auf dem Blog sowie über spannende Themen rund um Schulautonomie und Bildungsreform.
Teaching and Learning International Survey (TALIS) 2018
Die sogenannte TALIS Studie ist eine international vergleichende Studie der OECD, die in Österreich vom BIFIE durchgeführt wird. Sie untersucht Rahmenbedingungen des schulischen Lehrens und Lernens aus Sicht von Lehrkräften und Schulleitungen.
Die internationale Studie über das Lernumfeld und den Arbeitsplatz Schule wird üblicherweise in einem Intervall von ca. fünf Jahren durchgeführt und fand im Jahr 2018 zum insgesamt dritten Mal statt. Zielgruppe der Studie sind Schulen auf ISCED-Level 2. In Österreich entspricht dies den Schulstufen fünf bis acht (Sekundarstufe I). Daher wurden in der TALIS Studie 2018 Lehrkräfte an NMS, AHS-Unterstufe und Schulen mit eigenem Statut wie Waldorf- oder Montessori-Schulen befragt. Insgesamt haben 2018 48 Länder an der Studie teilgenommen, davon 23 EU-Länder.
In Österreich nahmen 277 Schulen an der Studie teil, davon 109 AHS, 160 NMS und acht Statutschulen. Insgesamt wurden 5039 Lehrer/innen befragt.
Folgende Ergebnisse zeigen sich für Österreich zum Thema Lehrer/innen als interessant:
Der Anteil weiblicher Lehrkräfte beträgt in Österreich 70 Prozent (im EU-Vergleich beträgt er 73 Prozent), der Anteil männlicher Lehrkräfte liegt bei 30 Prozent. Das Durchschnittsalter liegt – wie auch im EU-Schnitt – bei 45 Jahren, das durchschnittliche Dienstalter bei 18 Jahren. Das Stundenausmaß pro Woche beträgt in Österreich 46 Stunden, wovon 22 Stunden den Unterricht ausmachen.
In einer Klasse befinden sich im österreichweiten Schnitt 21 Schüler/innen (NMS: 20; AHS: 22), wobei es in Österreich durchschnittlich 7,4 Schüler/innen (NMS: 7,1; AHS: 8,8) pro Lehrer/in gibt (EU-Schnitt: 10,5).
An Österreichs Schulen der Sekundarstufe I gibt es im internationalen Vergleich in Relation zur Anzahl der Lehrkräfte aus Sicht der befragten Personen zu wenig pädagogisch-unterstützendes und administrativ-unterstützendes Personal. Im Schnitt kommt laut Angaben auf 19 Lehrkräfte eine pädagogisch unterstützende Kraft und auf 15 Lehrkräfte eine administrative Kraft (im EU-Vergleich 8:1 und 7:1).
Die Lehrer/innen-Schüler/innen-Beziehung an Österreichs Schulen der Sekundarstufe I hat sich in den letzten zehn Jahren nach Angaben der Lehrkräfte deutlich verbessert. Die Anteile der Lehrer/innen, die den diesbezüglichen Aussagen ganz zustimmen, liegen 2018 zwischen 7 und 10 Prozentpunkte höher als 2008. Einzige Ausnahme ist die zusätzliche Betreuung von Schülerinnen und Schülern mit erhöhtem Unterstützungsbedarf durch schuleigene Kräfte – hier stimmten 34 Prozent 2008 wie 2018 der Aussage „Wenn eine Schülerin/ein Schüler zusätzliche Betreuung benötigt, stellt sie die Schule zur Verfügung“, „ganz zu“.
Während in Österreich die Zustimmung der Lehrkräfte zu den einzelnen Aussagen von über 30 Prozent bis hin zu fast 50 Prozent reicht, ist im EU-Schnitt mit über 20 Prozent bis fast 40 Prozent die Zustimmung deutlich geringer ausgeprägt.
Aus- und Fortbildung
Österreich hat im internationalen Vergleich bedeutend mehr Lehrer/innen ohne universitären Abschluss (35 Prozent) als im EU-Schnitt (2 Prozent), wobei Lehrpersonen und Schulleitungen an AHS im Schnitt über wesentlich höhere Bildungsabschlüsse verfügen als an NMS. Diese Differenz beginnt sich bei jüngeren Lehrpersonen zu schließen, da die jungen NMS-Lehrpersonen – aufgrund der Überführung der Pädagogischen Akademien in Pädagogische Hochschulen im Jahr 2007 – inzwischen über einen Abschluss auf tertiärem Niveau verfügen (Bachelor oder höher). Eine Ausbildung für den Unterricht in einem multikulturellen oder mehrsprachigen Umfeld wird von jüngeren Lehrkräften deutlich häufiger angegeben als von älteren Lehrkräften.
Österreichische Lehrkräfte bilden sich im Schnitt etwas häufiger fort als im EU-23-Schnitt (99 Prozentder Lehrkräfte in AUT haben in den letzten 12 Monaten an einer Fortbildung teilgenommen, im Vergleich dazu sind es im EU-Schnitt 92 Prozent), wobei die Teilnahme an Kursen und das Lesen von Fachliteratur die am häufigsten genannten Aktivitäten darstellen. In beiden Aktivitäten unterscheiden sich AHS- und NMS-Lehrpersonen signifikant (NMS: mehr Kursteilnahme; AHS: mehr Lesen von Fachliteratur).
Unterricht
Für Österreichs Lehrpersonen ist die Transparenz der Lern- und Unterrichtsziele ein wesentlicher Bestandteil des Unterrichts. Durchschnittlich 72 Prozent der Befragten geben an, dass sie die Lern- und Unterrichtsziele häufig bzw. immer transparent machen, im EU-Vergleich ist dies bei durchschnittlich 83 Prozent der Lehrkräfte der Fall.
Österreichs Lehrer/innen berichten über hohe Selbstwirksamkeit bzw. ein starkes Selbstkonzept: beispielsweise stimmen 92 Prozent der Lehrer/innen der Aussage eher bzw. sehr zu, dass sie glauben, im Leben ihrer Schüler/innen pädagogisch etwas Wesentliches zu bewegen (2008: 90 Prozent; signifikanter Unterschied).
Die österreichischen Lehrkräfte haben ihren Angaben zufolge signifikant mehr Erfahrung im Unterrichten multikultureller Klassen (79 Prozent) als Lehrkräfte im EU-Schnitt (61 Prozent).
Lehrer/innen in Österreich haben im Vergleich zu Lehrerinnen und Lehrern anderer Länder eher selten eine formelle Ausbildung zum Einsatz von IKT (Informations- und Kommunikationstechnik) im Unterricht (AUT: 40 Prozent; ROU: 70 Prozent; EU-Schnitt: 53 Prozent). Dabei äußern Lehrer/innen an NMS häufiger, für Unterricht mit IKT ausgebildet zu sein als Lehrer/innen an AHS (43 Prozent vs. 36 Prozent), und jüngere Lehrer/innen (unter 35 Jahre: 67 Prozent) häufiger als ältere (über 35 Jahre: 31 Prozent). Mehr als die Hälfte der österreichischen Lehrer/innen (52 Prozent) fühlt sich gar nicht darauf vorbereitet, IKT im Unterricht zu verwenden. Im EU-Schnitt teilen 27 Prozent diese Einschätzung.
Schulleitung
Der Vergleich zu den Aufgaben der Schulleitung ergibt einen (signifikant) höheren Anteilswert für administrative Aufgaben und Sitzungen in Österreich (35 Prozent) gegenüber dem EU-Schnitt (30 Prozent). Die österreichischen Schulleiter/innen berichten von signifikant weniger Management-Angelegenheiten und Sitzungen (17 Prozent) als der EU-Schnitt (23 Prozent). Der Wichtigkeit administrativer Leitungstätigkeiten stimmen Österreichs Schulleitungen 2018 signifikant seltener eher oder ganz zu (2008: 81 Prozent, 2018: 74 Prozent). Die Häufigkeit der pädagogischen Tätigkeiten ist zwischen 2008 (74 Prozent) und 2018 (71 Prozent) hingegen unverändert geblieben. Lehrpersonen nehmen 2018 die Tätigkeiten der Schulleitungen im Durchschnitt deutlich häufiger (61 Prozent) wahr als 2008 (44 Prozent).
Nähere Informationen zur Studie finden Sie unter: https://www.bifie.at und http://www.oecd.org