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Nachbericht: Fachtagung „Potenziale der Vielfalt – Dimensionen von Diversität“
Unter der Leitung des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung (Referat I/3a – Fragen der Diversität und Inklusiven Bildung) fand am 5. Dezember 2019 im Europahaus Wien die Fachtagung des Bereichs Inklusion, Diversität und Sonderpädagogik statt. Diese Fachtagung bot ein erstes österreichisches Forum, um mit Unterstützung der OECD, namhaften Wissenschafterinnen und Wissenschaftern Pädagogischer Hochschulen, Universitäten und Forschungseinrichtungen sowie Expertinnen und Experten aus der Praxis des Diversitätsmanagements eine gemeinsame Orientierung zu erarbeiten, Chancen und Herausforderungen zu erörtern und nächste Schritte des Diversitätsmanagements in den Bildungsdirektionen zu beraten.
Eingeleitet wurde die Veranstaltung von zwei Keynote-Vorträgen: Francesca Borgonovi (Institute of Education, University College London) und Lucie Cerna (OECD) sprachen in ihren Vorträgen zu den Themen „Inclusiveness: What do the data tell us? PISA and beyond“ bzw. zum OECD-Projekt „Strength through Diversity“.
Im Panel diskutierten anschließend Nasila Berangy-Dagdar (Diversitätsbeauftragte ÖAMTC), Franz-Josef Huanigg (ORF), Lisa Taschek (ORF, Humanitarian Broadcasting), Traude Kogoj (Diversitybeauftrage ÖBB), Gerhard Orth (Sektion I, BMBWF), Andreas Schnider (Vorsitzender Qualitätssicherungsrat und Manuela Vollmann (Geschäftsführerin abz* Austria) darüber, wie Diversity Management Vielfalt gestalten kann und wie Potenziale dadurch genützt werden können.
Austausch und Diskussion
Am Nachmittag konnten sich die Tagungsteilnehmer/innen in folgenden fünf Workshops zu jeweils zwei spannenden Themen austauschen und in Kleingruppen diverse Fragestellungen und Ansätze diskutieren bzw. erarbeiten:
- Workshop 1:
- Herausforderung „Inklusion“ – Individuelle Potentiale erkennen und wirksam fördern (Susanne Schwab, Universität Wien)
- Wie man aus Diversität Homogenität macht (Mario Steiner, Institut für höhere Studien)
- Workshop 2:
- How can we use the available evidence to foster Inclusiveness? (Francesca Borgonovi, University College London)
- Gender- und Diversitätskompetenz – Voraussetzung für qualitätsvolles Handeln im Schulbereich
- Workshop 3:
- „Wie gerecht ist es, dass die Anna immer das Gleiche machen muss wie der Lukas?“ – Gerechtigkeitsaspekte im Kontext von Begabungs- und Begabtenförderung (Claudia Resch, ÖZBF, PH Salzburg)
- Geschlechterbewusstsein als Kern von Diversitätskompetenz (Martin Fischer, KPH Wien/Krems)
- Workshop 4:
- Effektive Lernumgebungen und wirksame Lernformate für die Diversität von Schüler/innen (Maria-Luise Braunsteiner (PH Niederösterreich, QSR)
- „Kann man in der Schule auch kündigen?“ Elias, 6 Jahre. Unterforderung in der Schuleingangsphase und ihre möglichen Folgewirkungen (Brigitte Palmstorfer, Bildungsdirektion Wien, Begabungs- und Begabtenförderung)
- Workshop 5:
- Möglichkeiten und Herausforderungen des pädagogischen Umgangs mit Vielfalt (Neda Forghani-Arani, Universität Wien)
- Gender- und Diversitätsmanagement zwischen Erfolg und zunehmender Herausforderung – praxisbezogene Einblicke in Schulmanagement und Führungsalltag der Hertha-Firnberg-Schulen (Maria Ettl, Direktorin Hertha-Firnberg-Schulen)
Erkenntnisse für Diversitätsmanagement in den Bildungsdirektionen
Die Fülle der spannenden und anregenden Informationen aus allen Workshops, Vorträgen und Diskussionsbeiträgen lassen sich in einem Nachbericht natürlich nicht 1:1 widergeben. Die für uns spannendsten Erkenntnisse aus der Fachtagung und die wesentlichen Aspekte für ein gelingendes Diversitätsmanagement in den Bildungsdirektionen möchten wir dennoch gerne zusammenfassen:
- Die Entwicklung des Fachbereichs Inklusion, Diversität und Sonderpädagogik muss im Zusammenhang mit der neuen Steuerungsstruktur der Bildungsdirektion gesehen werden. Die Klarheit von Organisationsstrukturen, Entscheidungsebenen, Funktionen, Aufgaben und Schlüsselprozessen ist die Voraussetzung für die Wirksamkeit des Diversitätsmanagements. Maßnahmen zur Personalentwicklung müssen daher immer in enger Abstimmung mit anderen Qualifizierungsprozessen (z.B. SQM-Lehrgang, Weiterbildung für Abteilungsleitungen, etc.) sowie der Organisations- und Personalentwicklung in den Bildungsdirektionen erfolgen.
- Es braucht eine gemeinsame Zielsetzung. Diese ist durch die Wirkungsziele für das Bildungssystem definiert: 1. Diversitätsmanagement muss zur Erhöhung der Leistungen und des Bildungsniveaus ebenso beitragen, wie 2. zur Verbesserung der Bedarfsorientierung, der Chancen- und Geschlechtergerechtigkeit. 3. muss Diversitätsmanagement in eine effiziente Verwaltung eingebettet sein. Diversitätsmanagement ist integrativer Teil des Qualitätsmanagements, es werden keine Parallelstrukturen geschaffen.
- Eine weitere Gelingensbedingung ist die gemeinsame inhaltliche Ausrichtung, welcher der aktuelle Stand des (internationalen) wissenschaftlichen Diskurses zu Diversität und Inklusion zugrunde liegt. Die mit der Fachtagung begonnene inhaltliche Auseinandersetzung mit Dimensionen der Diversität im Bildungssystem (wichtige Aspekte sind: Geschlecht – Behinderung – Migration – Begabung) sowie eines übergreifenden Analyse- und Handlungsansatzes muss weitergeführt werden. Dazu braucht es weiterhin einen guten Dialog zwischen Pädagogik, Wissenschaft und Verwaltung.
- Eine österreichweit einheitliche Umsetzung in den Bildungsdirektionen ist unbedingt notwendig. Regionale Besonderheiten dürfen nicht Ursachen für Ungleichheiten bei Bildungsergebnissen und Bildungswegen sein. Deshalb müssen wesentliche Zielsetzungen im Rahmen-Ziel und Leistungsplan verankert und auf eine einheitliche Organisationsentwicklung geachtet werden. Bestehende Kommunikationsformate sollten auch für den Austausch guter Praxis des Diversitätsmanagements genützt werden.
- Für die Entwicklung des Diversitätsmanagements im Bildungssystem empfiehlt es sich, auch von Unternehmen wie ÖBB, ORF oder ÖAMTC oder auch innovativen Dienstleistern wie abz*Austria zu lernen. Dieser – im Rahmen einer Podiumsdiskussion – begonnene Prozess wäre es wert, fortgesetzt zu werden, etwa als „Praxisdialog Diversitätsmanagement“.
Weitere Informationen zum Fachbereich Inklusion, Diversität und Sonderpädagogik finden Sie unter anderem in folgenden Beiträgen auf unserem Blog:
Diversitätsmanagement in den Bildungsdirektionen
Neue Regelung des Fachbereichs Inklusion, Diversität und Sonderpädagogik (FIDS)
Update zum neuen Fachbereich in den Bildungsregionen: Inklusion, Diversität und Sonderpädagogik
Sonderpädagogische Förderung: Neues Bescheidverfahren