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Pilotprojekt Sommerschule: „Nachmeldungen sind noch möglich.“
Sektionschefin Margareta Scheuringer erläutert im Gespräch Eckpunkte, Ziele und den weiteren Fahrplan der „Sommerschule 2020“.
Frau Sektionschefin, die Coronakrise hat das Bildungssystem vor die große Herausforderung gestellt, gesetzliche Grundlagen sehr schnell auszuarbeiten bzw. zu adaptieren und in konkrete Angebote zu gießen. Als zuständige Sektionschefin sind Sie für die Ausgestaltung dieser gesetzlichen Rahmenbedingungen und Angebote verantwortlich – die Sommerschule ist eines davon. Was ist das Ziel der Sommerschule und was antworten Sie Pädagoginnen und Pädagogen, die die Einführung dieses Angebots als zu kurzfristig erachten?
Das Ziel der Sommerschule ist, jenen Schülerinnen und Schülern, die unter erschwerten Rahmenbedingungen einen womöglich schwierigen Start ins neue Schuljahr haben, diesen zu erleichtern. Wir haben uns daher entschlossen, ein Paket zu schnüren und in den letzten zwei Ferienwochen die Sommerschule anzubieten. Zur Umsetzungsgeschwindigkeit möchte ich sagen: Besondere Zeiten erfordern rasche Lösungen. Wir hätten uns auch mehr Zeit für die Implementierung der Sommerschule gewünscht, glauben Sie mir!
Eigentlich war bereits gestern, am 22. Juni, Anmeldeschluss. Kann ich mein Kind noch nachmelden?
Ja. Schulleitungen wurde in der Sommerschulverordnung die Möglichkeit eingeräumt, spätere Anmeldungen anzunehmen, wenn diese begründet vorliegen. Es ist uns ein großes Anliegen, dass jedes Kind, das die Sommerschule besuchen möchte, auch die Möglichkeit dazu hat. Es war wichtig, diesen Stichtag so zu setzen, da viele andere Prozesswege darauf aufbauen. Die Sommerschulstandorte werden bis zum 26. Juni 2020 in ein IT-Tool eingespielt, um Lehramtsstudierenden von 29. Juni 2020 bis 2. Juli 2020 die Möglichkeit zu geben, sich österreichweit an einem Sommerschulstandort Ihrer Wahl für die Praxis zu registrieren.
Für welche Zielgruppe ist die Sommerschule gedacht?
Die Sommerschule richtet sich an alle Schülerinnen und Schüler, die aufgrund der erschwerten Rahmenbedingungen während des Homeschoolings und Distance Learnings einen Aufholbedarf haben – besonders im Unterrichtsfach Deutsch, welches die Grundlage für alle anderen Fächer bildet.
In dem zweiwöchigem Programm werden aber auch außerordentliche Schülerinnen und Schüler gefördert, oder jene, die mit einem nicht abgesichertem, schwachen Genügend oder Nicht genügend das Fach Deutsch im vergangenem Schuljahr abgeschlossen haben. Jedenfalls gilt die Empfehlung der jeweiligen Schulleitung oder Lehrperson, wenn die Notwendigkeit zur Teilnahme an der Sommerschule erkannt wird.
Wer wird in der Sommerschule unterrichten?
Der Unterricht wird bevorzugt von Studierenden der Lehrämter Primar- und Sekundarstufe Allgemeinbildung durchgeführt. Mindestens eine Lehrkraft wirkt am Unterricht pro Sommerschulstandort mit. Lehrkräfte (auch pensionierte) können sich freiwillig für den Unterricht in der Sommerschule zur Verfügung stellen.
Buddys stehen den Unterrichtenden unterstützend zur Seite, um eine Vorbild- und Leitbildfunktion zu übernehmen und den Lehrenden zu assistieren. Es handelt sich hierbei um Schülerinnen und Schüler höherer Jahrgänge.
Welchen Benefit haben Studierende, wenn sie in der Sommerschule unterrichten?
Studierende sammeln während dieser zwei Wochen breite Erfahrung im projektorientierten Unterricht. Sie unterrichten zu zweit mit einem anderen Lehramtsstudierenden oder einer Lehrerin/einem Lehrer. Diese Erfahrung in dieser Dimension ist schon einzigartig, besonders der Umgang mit heterogenen Lerngruppen. Studierende erweitern dadurch ihr Professionsverständnis.
Für diesen Praxiserwerb in Form von 40 Stunden Unterricht erhalten Studierende 5 ECTS Punkte. Zusätzlich dazu wird nach Absolvierung ein Teilnahmezertifikat ausgestellt, welches für eine spätere Bewerbung an einer Schule als Beleg der gesammelten Erfahrung herangezogen werden kann. Weiters lernen Studierende einen Sommerschulstandort ihrer Wahl, zum Beispiel in ihrer Heimatregion, aus der Nähe kennen.
Was macht das Projekt Sommerschule so besonders?
Dieses zweiwöchige Programm ist ein Meilenstein im österreichischen Bildungswesen, für das alle dafür Verantwortlichen der Länder, der Städte und Gemeinden, der Bildungsdirektionen und anderer Ressorts – wie bspw. das Jugend- und Integrationsministerium – an Bord geholt wurden, um die Lernrückstände unserer Schülerinnen und Schüler so gering wie möglich zu halten.
Ausgewählte Vertreter/inne/n von Universitäten und Pädagogischen Hochschulen stellten gemeinsam mit Dr. Andreas Salcher für uns einen wichtigen Kooperationspartner bei der inhaltlichen Konzeption des Pädagogischen Konzepts dar, das die Basis der Sommerschule bildet. Universitäten und Pädagogische Hochschulen sind für die Bereitstellung der Lehrveranstaltungen im Rahmen ihrer autonomen Ausgestaltung ein verlässlicher Partner, um Lehramtsstudierenden in der Sommerschule Praxiseinsatz zu ermöglichen.
Ich möchte mich an dieser Stelle sehr herzlich für das Engagement und die Unterstützung aller am Prozess Beteiligten bedanken. Mit gemeinsamer Kraftanstrengung wird dieses Pilotprojekt gelingen!
Frau Sektionschefin Scheuringer, vielen Dank für das Gespräch!
Alle Informationen zur Sommerschule finden Sie auf der Website des BMBWF.
Mag.a Margarete Scheuringer ist als Leiterin der Sektion II im Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung zuständig für die Agenden Legistik, Pädagogische Hochschulen, Personalentwicklung und Schulerhaltung.