Mit dem Newsletter zur Schulautonomie informieren wir Sie regelmäßig über alle Neuerungen auf dem Blog sowie über spannende Themen rund um Schulautonomie und Bildungsreform.
Studien im Bildungsbereich zu COVID-19 Teil 2: Das neue Schuljahr hat begonnen
Der Blog zur Schulautonomie hat bereits im Juni einen Überblick über Studien im Bildungsbereich rund um COVID-19 veröffentlicht. Diese Studien beschäftigten sich vor allem mit Home-Schooling und dessen eventuelle Auswirkungen auf unterschiedliche Schüler/innengruppen. Heute, rund zehn Wochen nach Schulbeginn und zehn Tage nach dem zweiten Lockdown in Österreich, durch den die Schüler/innen erneut im Distance-Learning den Schulunterricht wahrnehmen, wollen wir erneut einen Überblick über die aktuellsten Studien im Bildungsbereich rund um COVID-19 geben. Jene Studien, die wir Ihnen heute näher bringen wollen, beschäftigten sich bereits mit den Auswirkungen der Schulschließungen im Frühjahr und die Situation an den Schulen seit Schulbeginn. Die Studien geben jeweils Einblick in die Perspektive der Schüler/innen, Lehrer/innen und auch der Eltern.
Auswirkungen der Coronakrise – Sonderbefragung der Schulkostenstudie
Die Sonderbefragung der Schulkostenstudie 2020 der Arbeiterkammer befasst sich mit den Schulschließungen im Frühjahr 2020, den damit einhergehenden Belastungen für Familien, und deren andauernden Nachwirkungen. Dafür wurden im Oktober 2020 über 2.000 Eltern mit rund 4.000 Schulkindern über online Fragebögen befragt. Bei den Schulkindern handelt es sich größtenteils um Schüler/innen der Primarstufe und der Sekundarstufe I.
Die Studie wurde vom SORA Institute for Social Research and Consulting Ogris & Hofinger vom 7. bis zum 17. Oktober 2020 durchgeführt und zeigt, dass 90 Prozent der teilnehmenden Eltern angeben, dass ihr Kind wieder sehr oder ziemlich gerne in die Schule geht. 84 Prozent sind mit den derzeitigen Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus (z. B.: Abstand halten, Maske tragen) sehr beziehungsweise ziemlich gut zurechtkommen, 91 Prozent der befragten Eltern und Erziehungsberechtigten geben außerdem an, dass ihre Kinder sehr beziehungsweise wieder ziemlich gut mit dem Präsenzunterricht in der Schule zurechtkommen. 95 Prozent führen an, dass Kinder mit dem Schulalltag und den Freunden und Freundinnen sehr beziehungsweise ziemlich gut zurecht zu kommen. Auch mit dem Lernstoff arrangieren sich 88 Prozent bereits wieder ziemlich gut.
Bei der Frage, ob die Kinder im Frühjahr gelernt hätten, sich eigenständig Lernstoff anzueignen, zeigt sich kein eindeutiges Bild. Während 42 Prozent angeben, dass dies sehr beziehungsweise ziemlich zutrifft, führen 52 Prozent an, dass dies wenig bis gar nicht gelungen ist. Besonders groß war die Herausforderung diesbezüglich in den Volks- und Mittelschulen.
Laut Angaben der Eltern hat sich außerdem die psychische Gesundheit fast jedes dritten Kindes während der Corona-Pandemie verschlechtert, unabhängig von den familiären Ressourcen. Jedes vierte Kind ist gereizter und verängstigter.
Wie eingangs erwähnt, befasst sich die Studie auch mit sozialen Belastungen in den Familien. Die Ergebnisse der Befragung demonstrieren, dass Kinderbetreuung und Vereinbarkeit für viele Familien eine Herausforderung ist, die durch die Schulschließungen im Frühjahr 2020 noch verstärkt wurde: Fühlten sich vor Corona neun Prozent der teilnehmenden Eltern durch die Kinderbetreuung sehr bzw. ziemlich gestresst, so waren es während der Schulschließungen 66 Prozent. Derzeit geben nur 18 Prozent der Eltern an, von der Betreuungssituation gestresst zu sein. 42 Prozent der befragten Eltern geben auch an, dass sie die Kinderbetreuung bei erneuten Schulschließungen nicht sicherstellen können.
Nähere Informationen und weitere Ergebnisse der Studie finden Sie auf der Website der Arbeiterkammer.
COVID-19 und Home-Schooling in Österreich
Das Institut für höhere Studien (IHS) hat im September 2020 neue Zwischenergebnisse der Studie „COVID-19 und Home-Schooling in Österreich“ veröffentlicht. Die Studie wird vom WWTF im Rahmen des Covid19-Rapid-Response-Calls gefördert. Es handelt sich um eine Onlineerhebungen bei 4.019 Lehrkräften mit den zentralen Fragstellungen:
- Welche Auswirkungen auf die soziale Ungleichheit im Bildungssystem sind mit dem COVID-bedingten Home-Schooling verbunden?
- Welche Gelingensbedingungen und Resilienzfaktoren helfen dabei, der zu erwartenden Verschärfung sozialer Ungleichheit entgegenzuwirken?
Wie gut Schüler/innen über den Fernunterricht erreicht werden konnten und wie gut sie damit zurechtgekommen sind, war den Befragungsergebnissen zufolge zu einem Gutteil von ihrem sozialen Hintergrund abhängig. Die Definition von „Benachteiligung“ basierte dabei auf einer Einschätzung der Lehrer/innen, was die Unterstützung bzw. Förderung durch die Eltern, die materiellen Verhältnisse, die technische Ausstattung zu Hause sowie die privaten Wohnverhältnisse ihrer Schüler betrifft.
Die Pädagog/inn/en machten sich bei drei Viertel der benachteiligten Schüler/inne/n Sorgen, dass sich deren Kompetenzniveau durch das Home-Schooling verschlechtert und bei mehr als zwei Drittel, dass sie den Jahresstoff nicht schaffen. Über alle Schüler/innen hinweg gab es diese Befürchtung nur bei 38 bzw. 26 Prozent.
Auch bei den Lernvoraussetzungen gab es nach Angaben der Lehrer/innen große Unterschiede: Während bundesweit etwa jede achte Schülerin/jeder achte Schüler kaum oder nicht erreichbar war, war es unter den benachteiligten Schüler/inne/n mehr als jeder Dritte. Laut der Studie waren außerdem 80 Prozent der benachteiligten Schüler/innen und 87 Prozent der betreffenden Eltern bzw. Erziehungsberechtigten mit dem Lernen daheim überfordert (unter allen Schülern und Eltern/Erziehungsberechtigten: 33 bzw. 61 Prozent). Bei Fragen wandte sich nur etwas mehr als ein Drittel der benachteiligten Schüler/innen an ihre Lehrerinnen und Lehrer (über alle Schüler/innen hinweg waren es 95 Prozent). In der Folge gelang es nicht einmal jeder fünften benachteiligten Schülerin/jedem fünften benachteiligten Schüler, Aufgaben selbstständig zu erledigen bzw. Arbeitsaufträge vollständig und fristgerecht abzuliefern. Über alle Schüler/innen hinweg schafften das jeweils über 80 Prozent.
Nähere Informationen finden Sie in den Unterlagen des IHS.