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Der Alpen-Adria-Raum führt Beratungsgespräche zur Bildung in der Krise
Die COVID-19 Krise hat in Österreich nicht nur neue Lehr- und Lernformate, sondern jüngst auch neue, länderübergreifende Diskussions- und Reflexionsmechanismen zu Homeschooling und Distance Learning hervorgebracht. Unter dem Titel „A Crisis and its Effects – let’s Reflect, Learn and Improve“ (CERLI) hat die Alpen-Adria-Allianz, ein Netzwerk von elf Mitgliedsregionen aus dem Alpen-Adria-Raum, am 26. März eine virtuelle Podiumsdiskussion zum Thema „Bildung unter neuen Herausforderungen“ mit mehr als 80 Teilnehmer/innen aus Kroatien, Slowenien, Ungarn und Österreich veranstaltet.
Schon bei den Konferenzvorbereitungen wurde offensichtlich, dass diesbezüglich auch die interregionale Zusammenarbeit und insbesondere die bisher so gut funktionierende Vernetzung im Rahmen der Alpen-Adria-Allianz (AAA), deren Generalsekretariat beim Amt der Kärntner Landesregierung angesiedelt ist, durch COVID-19 ebenfalls fundamentale Veränderungen erfahren hat.
Um die seit März 2020 gemachten Erfahrungen auf Expert/innen-Ebene zu thematisieren und sich darüber auszutauschen, hat die AAA also dieses virtuelle Projekt „CERLI: Eine Krise und ihre Auswirkungen – reflektieren, lernen und verbessern“ gestartet. Das Projekt umfasst alle Mitglieder der AAA aus Österreich, Slowenien, Kroatien und Westungarn. Dabei wird CERLI in drei thematische Webinare („Panels“) unterteilt. Die Ergebnisse werden dann abschließend in einem Weißbuch zusammengefasst, das vom Alpen-Adria-Rat (der politischen Ebene der AAA) in einer Sitzung im Spätherbst genehmigt werden wird.
„Schule und Lernen unter den neuen Bedingungen“
Den großen Herausforderungen im Bildungsbereich Rechnung tragend, war das erste Panel daher den Themen „Schule und Lernen unter den neuen Bedingungen“ gewidmet und brachte interessante Ergebnisse.
Am virtuellen Podium nahmen neben mir selbst, als Vertreter der Bildungsdirektion Kärnten, die Leiterin der Abteilung für Bildung, Kultur, Sport und Technologie der kroatischen Gespanschaft Krapina-Zagorje, Mirjana Smičić Slovenec, die Direktorin des Gymnasiums Nr. 2 aus Varaždin/KRO, Zdravka Grđan, sowie Maria Pichlbauer von der Bildungsdirektion der Steiermark Platz.
Über 80 Teilnehmer/innen – Mitarbeiter/innen regionaler Bildungsbehörden, Lehkräfte, Schulleitungen sowie Elternvertretungen – diskutierten mit den Expert/inn/en über die Herausforderungen des letzten Jahres und kamen zum einhelligen Schluss, dass die mitteleuropäische Bildungslandschaft seit Beginn der Krise fundamentale und einschneidende Veränderungen erfahren hat, die wohl auch nicht mehr umkehrbar sein werden.
Der Weg in die Digitalisierung
Die Digitalisierung dürfte auch nach der Pandemie den Unterricht hybrider gestalten, wobei virtuelle Lehreinheiten mit dem Präsenzunterricht in einen neuen, effizienten Einklang zu bringen sein werden. Wichtig wird dabei sein, so wenig Kinder und Jugendliche aus dem Bildungsprozess zu verlieren oder sie psychisch und mental alleine zu lassen. Generell zeigt sich im Alpen-Adria-Raum daher ein Trend zum unbedingten Erreichen der Lernenden, sowie zu kooperativem und offenem Lernen mit Präsenz- und Fernelementen. Das macht zwar die Fragen der Benotung und der Leistungsbeurteilung komplexer, wirkt sich andererseits aber umso motivierender auf die Schülerinnen und Schüler aus.
Für einen reibungslosen Schulbetrieb mit gesundheitssichernden und lernergebnisorientierten Maßnahmen sind neben den staatlichen Erlässen und Verordnungen aber vor allem die schulautonomen Handlungsstrategien von großer Bedeutung, weil der durch die Krise eingeschränkte Lern- und Sozialraum „Schule“ durch sorgfältig eingesetzte und standortbezogene Schulautonomie wieder sein volles Potenzial entfalten kann.
Nichtsdestotrotz bleibt daneben die „digitale Kluft“ eine gesamtgesellschaftliche soziale Herausforderung, genauso wie das pädagogische Postulat, dass Lehrer/innen ihr didaktisches und methodisches Wissen im Distance Learning weiter vertiefen werden müssen. Ebenso werden „Hardware Skills“ für die Lehrenden neben den Kenntnissen im Umgang mit der Lehr-und Verwaltungs-Software immer wichtiger.
Von der Politik wünschen sich die Alpen-Adria-Bildungsexperten grundsätzlich eine zügige Weiterentwicklung der Digitalisierung im Rahmen der Informations- und Kommunikations-Technologie (Internet, WLAN, Laptops, Tablets, Convertibles; Schülerverwaltungsprogramme, Digitale Leistungsbeurteilung, etc.), wobei der Zugang zur entsprechenden Infrastruktur für alle Beteiligten gleich gut verteilt und budgetär gewährleistet sein soll.
Ebenso sollte den Schülerinnen und Schülern von allen Seiten mehr Empathie für die momentan schwierige Situation entgegengebracht werden und auch mehr Autonomie beim Managen ihrer eigenen Lernsituation zugetraut werden. Das Gleiche gilt natürlich aber auch für Eltern, Schulleitungen und das Lehrpersonal.
Generell herrscht außerdem der Wunsch nach einem weiteren regelmäßigen grenzüberschreitenden Erfahrungsaustausch. Auch gemeinsame Projekte zu den Themenbereichen „Leadership“ sowie „Unterrichtsdidaktik und –methodik“ wurden vorgeschlagen.
Die Podiumsdiskussion Ende März war Teil einer dreiteiligen Diskssuionsreihe und hat sich durch den Vergleich der unterschiedlichen Herangehensweisen und die ehrlichen Bekenntnisse über Probleme in den einzelnen Regionen jedenfalls sehr bewährt und gezeigt, dass erfolgreiches pädagogisches Handeln besonders auf Empathie, gegenseitigem Vertrauen und gemeinsamen Krisenbewältigungsstrategien beruht, und dass über Beratungen von Betroffenen innerhalb der Alpen-Adria-Region auch neue Lösungsvorschläge entwickelt werden können.